Nach dem letzten frustrierten Eintrag über frustrierte Menschen, fiel mir nicht so wirklich ein, was mich so stört.
Es ist diese Unzufriedenheit, die leise brodelnd zu Tage tritt, oder unverhohlen in Aggressionen oder Resignation verpackt geäußert wird.
Ich glaube, ein Teil davon macht diese unglaubliche Anhäufung von Junk aus. Optimierung um der Menge willen. Das ist ein Teil des heutigen Wirtschaftsgedankens. Der Überfluss ist ein Überfluss der Menge, nicht der Qualität. Und der Verlust eben dieser, ist, was leise quält, und nicht offensichtlich ist.
Gerade bekam ich diesen Link über komprimierte Musik: MP3 maximal komprimiert stresst mehr als HiFi
In der Zusammenfassung tl;dr: Stark komprimierte Musik stresst das Gehirn, weil es komplexe Klangwelten gewohnt ist, und versucht wie das Auge in absoluter Dunkelheit Muster bildet, die fehlenden Informationen zu ergänzen.
Ich hatte mir vor einigen Tagen einen Hifi-Musikplayer (Fiio X1) gekauft, der unkomprimierte Formate abspielen kann, zusammen mit einem guten Kopfhörer (AKG 240 Studio). Ich stelle seitdem fest, dass ich die Musik wieder mehr genießen kann. Die schnell gerippten MP3s sind leider ''unter die Räder'' gekommen, aber den Rest höre ich konzentrierter. Ich habe wieder weniger Musik, entdecke aber immer wieder neue Klänge darin. Dafür habe ich auch in Kauf genommen, mich ein paar Abende hinzusetzen, CDs neu zu rippen. Im Gebraucht-CD-Laden in Dortmund zu stöbern, und mir einige Musik, die ich bislang nur als MP3 besaß, neu zu besorgen.
Der Aufwand war es einfach wert.
Und warum soll man sich im Job jeden Tag hinsetzen, und überlegen, wie man seine Arbeit verschlechtern kann, um bessere Kennzahlen zu erreichen? Die ständige Optimierung führt in vielen Betrieben dazu, dass die Mitarbeiter lernen, gerade mal so schlecht zu arbeiten, dass die Fehler ein kritisches Maß nicht überschreiten, anstatt besser zu werden. Anstatt die Qualität zu steigern. Die Option weniger, aber dafür Besseres zu verkaufen, schlägt heute nur noch in wenigen Betrieben durch. Und das frustriert.
Ich will kein Leben in dem ich immer mehr Geld habe, um mir immer schlechtere Produkte zu kaufen, die von Menschen produziert werden, die immer schlechtere Produkte bauen, um immer mehr Geld dafür zu bekommen.
Vielleicht sind wir deshalb so unzufrieden. Weil unser Unterbewusstsein längst verstanden hat, was Wert ist. Auch materieller Wert. Was eine Jacke in teurem Wollstoff an Haptik, Wärme und Dauerhaftigkeit ausstrahlt, oder das Auto, oder das Fahrrad das gut verarbeitet den Weg zur Arbeit begleitet. Was diese Ruhe und dieser Luxus für einen bedeutet, Dinge nutzen zu können, die zwar einmal das Konto erleichtern, aber einem den Druck nehmen mit dem Kauf schon nach dem Ersatz zu jagen.
Wir sollten darauf achten, dass alltäglicher Luxus erschwinglich bleibt. Denn sonst können wir uns nur mit immer aggressiveren Methoden dazu bringen, gegenseitig unsere Produkte zu kaufen, mit denen wir alle - Jeder - ein wenig unglücklicher wird. Das wäre gemein.