In den letzten Tagen ist mir mal wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass das Internet nicht nur von großen Konzernen gestaltet wird, sondern auch von vielen Privatpersonen und kleinen Unternehmen.
Beispiel: Autokonfiguratoren.
Ich habe versucht, mir einen Überblick über die Ausstattungsvarianten verschiedener Autohersteller zu verschaffen. Auf den meisten Seiten finden sich Konfiguratoren, in denen ich mir mein Wunschmodell zusammenstellen kann.
So die Theorie.
Ich picke mal den Konfigurator vom Up heraus:
http://app.volkswagen.de/ihdcc/de/configurator.html#30100
VW wirft mir also die selbst gegebenen Namen der Ausstattungsvarianten vor die Füße, ohne mir überhaupt einen groben Überblick zu geben, was sich, außer ein paar Schlagworten dahinter verbirgt. Zum Beispiel kann ich die Automatik (sequentielles Schaltgetriebe beim Up) nur mit bestimmten Modellvarianten bekommen. Also erstmal zurück auf die Seite, oder blind durchprobieren. (Abgesehen davon, dass die Seite auf Smartphones oder Tablets in irgendwelchen Sackgassen verreckt, von denen kein ersichtlicher Link mehr weiter führt.) Auf meinem Netbook muss ich auch tricksen, weil sich zwischendurch lustige Pop-Ups öffnen, bei denen ich die Schaltfläche, die außerhalb der Bildschirmanzeige liegt, anklicken muss.
Dann gibt es tolle Ausstattungspakete, wie "cool & sound" - kostet 560 € und erst auf den 2. Klick sagt er mir, dass ich das Radio für 360 € dann hinzu buchen muss. Also gibt es die Klimaanlage nur in Verbindung mit einem Radio.
Andere Konfiguratoren sind nicht besser. Ich habe unendlich viele Möglichkeiten, Animationen und bunte Bilder zu bekommen. Will ich aber ein paar Merkmale anwählen, und mich von da aus weiterarbeiten (z. B. Automatik, Klimaanlage, Motorvariante), habe ich keine Chance und muss mich erstmal in die Modellpolitik des Herstellers einarbeiten.
Mal abgesehen von den Live-Erlebnissen in diversen Autohäusern. Citroen so: Ich suche einen Jahreswagen; ein Modell mit Klima und einer etwas höheren Motorleistung, wenn möglich Automatikgetriebe. Verkäufer (vorwurfsvoll) "Ich habe aber grad schon ein Fahrzeug für Sie herausgesucht."
Ich: "Ok, was denn für eine Ausstattung"
Verkäufer: "Einen Roten."
Weitere Nachfragen ergaben: Schaltgetriebe, kleiner Motor, die Frage nach der Klimaanlage ging in der Rückfrage des Verkäufers unter "Aber rot darf er schon sein."
Nach meinem "eher nicht" war es irgndwie abzusehen, dass dieses Gespräch nur noch eine Wendung nehmen könnte; nämlich in den Sand.
Zuhause mit dem Konfigurator hatte ich dann ähnlichen Spaß.
Da sind die ganzen Verkaufsseiten marketingtechnisch so durchgestyled, dass der Aufbau der Internetpräsenz zum einen auch das Verhalten des Verkaufpersonals vorgibt; zum anderen gängige Vorurteile und Verallgemeinerungen dem Kunden gegenüber so zementiert, dass ich mich schon schuldig fühle, wenn ich als Kunde andere Prioritäten setze, als das Unternehmen, das mir etwas verkaufen will.
Jetzt gibt es durchaus gute Internetseiten. Seiten, auf denen ich meine Suchen anpassen kann. Auf denen sich klare Angaben und Strukturen finden, die kundenorientiert sind. Hier sind aber meist Privatpersonen oder kleinere Unternehmen die Vorreiter und beweisen Erfolg durch gutes Design.
Und nun stellt euch das Internet mal vor, wenn nur noch große Konzerne die Gestaltung dort vornehmen.
So stell ich mir die Internet-Hölle vor.