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Nein, nicht von mir. Naja, nicht direkt. Ich werde euch nicht bezahlen, Außer durch meine Klicks.

Jetzt darf ich ja langsam sagen, dass ich nicht mehr ganz die Jüngste bin. Ich habe das Internet erlebt, als es noch recht jung war; die Verbindung über ISDN als das höchste aller Gefühle galt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Freunde von mir ein Telefonmodem benutzten. Als ich einen Computer bekam, und online ging, gab es schon LAN-Kabel, und einfache Webseiten.

Und die brauchten manchmal. Deswegen war es beliebt, Webseiten so zu bauen, dass sie schnell luden. Das versuchen viele Anbieter von Inhalten heute noch hinzubekommen. Außer dass sie nun ihre Seiten durch Werbung finanzieren. Und hier beißt sich der Hase in den Schwanz. Wenn ich heute eine Seite öffne, auf der ich überwiegend geschriebenen Inhalt erwarte, vielleicht von der regionalen Zeitung, dann versuchen sich mitunter Werbepoppups oder Banner zu öffnen, die das Laden der Seite so in die Knie zwingen, dass ich lange, lange Zeit weder die Werbung noch die Webseite sehe. Noch schlimmer wird es, wenn ich über Tablet oder Smartphone online gehe. Dann lassen sich die Werbeeinblendungen teils nicht oder mit viel Mühe schließen. Teils werde ich mehrfach auf die Seite des Werbenden umgeleitet, ohne je eine Chance zu bekommen, den Inhalt der Seite zu lesen. Oder dass mir dann der 3. Browser auf dem Gerät einfriert oder abstürzt. Ich habe ja wirklich Geduld. Und ich mache in meinem inzwischen doch installierten Adblocker auch Ausnahmen. Ja ich verstehe, dass sich die Regionalpresse durch Werbung finanziert. Aber wenn ich ohne Adblocker die Seite nicht mal mehr im 5. Versuch lesen kann, hört bei mir der Spaß und die Ausnahmeregelung im Blocker auf. Und ich habe nicht mal den Anspruch, dass die Seite schneller lädt, als vor 15 oder 20 Jahren. Ja, so lange ist das schon her. Mein erstes Betriebssystem war Windows 95. Frisch auf dem Markt. Ich war hip, und habe Netscape benutzt. Mittlerweile benutze ich ein Smartphone, das mehr kann, als mein erster Rechner. Und bin Sklave der Werbung geworden.

Ach, was wünsche ich mir Seiten, die meinetwegen auch auf mich zugeschnittene Produkte präsentieren. Ohne mich auszubremsen. Ohne mich mit ermüdenden Ladebalken zu hypnotisieren (klappt eh nicht).

Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

 

Es fing mit einer kleinen Notiz auf Twitter an. Flugzeu U-irgendwas offenbar abgestürzt. Irgendwo in den Bergen. Ich war ein wenig betroffen, auch neugierig, und richtete mich auf eine lange Zeit ein, bis überhaupt Details an die Öffentlichkeit kamen. Wenige Stunden später die ersten Pressekonferenzen. Weiß man schon etwas? Nein, nicht viel. Warscheinlich keine Überlebenden. Das überrascht nicht wirklich. Immer wieder die Frage von Journalisten(?) ob es sich nicht doch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte. Als ob ein normaler Flugzeugcrash zu unspektakulär wäre.

Drängende Fragen, Verdächtigungen. Germanwings könnte unsicher sein, weil sich ein paar Crews direkt nach den Nachrichten über den Absturz als flugunfähig abmeldeten. Als ob nicht ein enormer Shitstorm über einen Piloten hinweggebrochen wäre, der nach dem Verlust mehrerer bekannter, evtl. vertrauter Kollegen einen auch noch so kleinen Fehler begangen hätte.

Ranga Yogeshwar äußert auf Facebook, was schon bemerkenswert ist, dass er sich nicht zu Spekulationen hinreißen lässt. Link

Nun kommt es noch schlimmer. Offenbar hat der Copilot den Crash bewusst herbei geführt. Und jetzt schlagen die Spekulationen noch höher.

Vermutungen, dass dieser Mensch Depressionen hatte.

Bislang unbewiesen. Aber hier eröffnen sich vollkommen neue Möglichkeiten. Der Verursacher ist zwar tot. Aber so lässt sich sicher noch ein Schuldiger finden, der das alles hätte erkennen, erahnen und sehen müssen. Tests, die hätten verbessert werden können. Hauptsache bewegende Bilder und den Menschen vor den Medienausgabegeräten wird das gute Gefühl gegeben: wir haben alle etwas getan.

Was das mit den Menschen, den Hinterbliebenen und der Infrastruktur macht, die wir alle noch nutzen wollen und/oder werden, wird uns wohl erst viel später bewusst werden.

Können Verantwortliche in einer Fluggesellschaft so überhaupt noch Verantwortung übernehmen, wenn es eh egal ist, ob sie eine Mitschuld tragen oder nicht? Kann sich ein Ingenieur, ein Pilot oder ein sonstiger Mitarbeiter, der ein Flugzeug wartet, fliegt oder dort arbeitet überhaupt noch darauf konzentrieren, aufmerksam seine Arbeit zu machen, wenn ihm durch die Masse ein Vorwurf entgegen weht, er wäre Schuld am Tod von Menschen?

Kann ein Journalist sich überhaupt noch zurücklehnen und auf Fakten warten, eine nüchterne und realitätsnahe Berichterstattung erarbeiten, die auf Spekulationen verzichtet und den Hinterbliebenen, Mitarbeitern und Chefs der Fluggesellschaft ihre Würde lässt, und ihnen zugesteht, das Bestmögliche getan zu haben?

Die Reisende nicht konsequent unter Druck setzt, doch eigentlich immer mit Angst in ein Flugzeug steigen zu müssen.

Ich habe selber 1 oder 2 dieser reißerischen Artikel angeklickt und damit ihr Fortbestehen garantiert. Die Werbecents für meine Klicks werden fließen. Und damit auch der Verfall nicht nur des Journalismus, sondern auch des zivilisierten Verhaltens, das eine respektvolle, sich weiterentwickelnde Gesellschaft erst ermöglicht. Schade.

http://www.deutschlandfunk.de/germanwings-unglueck-die-medien-und-der-absturz.724.de.html?dram%3Aarticle_id=315423