Monthly Archives: October 2016

"Wir sind das Volk" rufen sie. Und meinen damit das kleine Grüppchen, das sie umgibt. Und ein bisschen sich selber. Aber letzteres am Wenigsten, weil sie eigentlich keine richtige Idee davon haben, was "das Volk" eigentlich ist.

Dieses wir existiert überall. Es beschreibt die Lebenspartnerschaft, das Büro, die Firma, die Verwandschaft, die Schulklasse, die Dorfgemeinschaft ...

Und dann gibt es noch "die Anderen". Eben nicht wir. Die Anderen haben immer irgendeine Eigenschaft, die sie anders machen. Sie sind Ausländer, sie haben eine dunklere Hautfarbe, sie sind nicht von hier, sie haben vielleicht eine körperliche, geistige oder psychsisch Einschränkung oder Besonderheit.

Und diese Andersartigkeit macht Angst. Wir haben keine Erfahrung mit denen. Was wäre, wenn es noch weitere Besonderheiten gibt? Oder wir einfach, sei es mangels Erfahrung oder aus persönlichen Unvermögen heraus, nicht mit diesen Menschen umgehen können?

Was, wenn wir uns bis auf die Knochen blamieren, wenn zum Beispiel plötzlich ein Blinder in der Abteilung anfängt und wir zu einfältige Fragen stellen, oder zu offensichtlich nicht auf seine Bedürfnisse eingehen, und uns so unbeabsichtigt als unsensibles Arschloch outen? Ja wer will denn schon als Arschloch dastehen?

Was ist, wenn wir uns so in unseren Gewohnheiten eingependelt haben, dass uns selbst eine Person, die eine andere Sprache spricht, Angst macht? Wer will denn schon als Angsthase dastehen?

Umfragen zeigen, dass zum Beispiel die Regionen mit dem geringsten Anteil an Migranten die höchste Angst vor Fremden haben.

Aber jedes Mal, wenn einer von den "Anderen" in mein "Wir" hineinkam, dauerte es nicht lange, bis dieser Mensch plötzlich auch zu "Wir" wurde.

Manchmal hakte es ein wenig. Manchmal musste mich jemand erst mal auf seine besonderen Bedürfnisse hinweisen, damit ich meine Gedanken aus den eingefahrenen Kreisen befreien konnte.

Aber jedes Mal, wenn dies geschah, war das ein Gewinn. Nicht nur ich - die ganze Gruppe verlor ihre Unsicherheit, und erwarb so neue Erfahrungen und mehr Gelassenheit.

Deswegen kann ich nur empfehlen: lasst neue Menschen in euer "wir" hinein. Es ist nicht so schlimm wie ihr denkt. Und ihr müsst viel seltener die Angst haben, als Arschloch dazustehen. Es sei denn ihr wollt eines sein, werden oder bleiben. Aber dann ist es eure bewusste Entscheidung. Und dann ist der Punkt erreicht, wo ich klar sage: ihr habt in meinem "wir" nichts zu suchen.

sundown

Ich muss ja zugeben: neben Fantasy und Krimis lese ich unheimlich gern alte Sagen und Märchen. Teils, weil diese auch viel über das Denken in alten Zeiten aussagen.

Was mir allerdings auffällt: noch vor nicht allzu langer Zeit hatten Geschichten, die erzählt wurden, auch eine Moral. Kinder konnten daraus ableiten, was gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist. Wo Gefahren lauerten.

Von Comicfiguren der heutigen Zeit bis hin zu den dunklen Helden der Kino-Blockbuster-Dystopien gibt es nur Eines zu sagen: Sie verhalten sich skurril bis assozial.

Ich frage mich, was das in Menschen auslöst. Immer nur die negativste Version einer Gesellschaft zu sehen. Immer nur Menschen oder deren imaginäre Platzhalter zu beobachten, die anderen schaden, weh tun.

Da bin ich manchmal über jede Soap Opera im TV froh, weil diese zwar leider immer wieder archaische Rollenbilder zeigen, aber immerhin negatives Sozialverhalten auch negativ bewerten.

It's no Game No. 1

It's no Game No. 2

 

 

 

Jetzt quasseln wieder die Politiker in den Medien frisch Gehörtes nach.
"Man solle doch die Reichsbürger nicht als Spinner betrachten..."
Da sträuben sich bei mir schon wieder die Fußnägel.

Der ursprüngliche Satz war wohl "Man solle doch die Reichsbürger nicht als *harmlose* Spinner betrachten."

Dann stimmt es. Weil es nun mal Spinner sind. Und dass diese Verirrten hochgefährlich sind, sollte spätestens der Letzte bei den Berichten über Schüsse auf Polizeibeamte verstanden haben.