Zaubersprüche sind nie ganz aus der Mode gekommen. Sprache bestimmt unser Leben und unser Leben bestimmt unsere Sprache. Menschen glaubten seit je her, dass sie die Welt verändern konnten, wenn sie etwas aussprachen.

Habt ihr auch mal davon gelesen, dass die Inuit - je nach Bericht 24, 24, 18 oder so verschiedene Begriffe für Schnee haben? Beeindruckend oder? Ja, wenn man in einer Welt lebt in der es lebenswichtig sein kann, wie der Schnee beschaffen ist?

Im Ruhrpott, Deutschland, ist das nicht unbedingt der Fall. Trotzdem haben wir schon eine beeindruckende Anzahl. Harsch, Schneematsch, Graupel ...

Aber was macht die Sprache mit uns? Wir lernen die Worte; wir denken darüber nach, während wir sie sprechen. Doch der Gedanke, dass jeder zu derselben Schlussfolgerung kommt, und dass diese auch noch so simpel ist, wie der erste einfache Gedankengang uns das vorgaukeln will, ist irrational wie unwissenschaftlich.

Ich könnte sagen, dass mein Denken ganz darauf fixiert ist, das Geschlecht einer beschriebenen Person zu überdenken, wenn ich ständig die geschlechtsbezogene, richtige Form benutze.

Einige bevorzugen dann - um diskriminierungsfrei zu reden oder zu schreiben - neue, möglichst neutrale Formen mit binnen-I, Sternchen, Unterstrich. Um möglichst viele mit zu meinen. Niemanden auszuschließen. Doch denke ich dann weniger über das Geschlecht nach, wenn es in dem Moment gar keine Rolle spielt?

Warum passiert es dann nicht, wenn ich "der Tisch", "der Mond", "die Zitrone", "das Fertiggericht" "das Kartoffelpürree" sage?

Wieviel macht der gewohnte Gebrauch eines Wortes aus - der gemeinsame Code?

Wenn ich von maskulin oder feminin spreche, meine ich dann nur die wissenschaftlich bewiesenen Auswirkungen der menschlichen Erbmasse in ihrer extremsten Ausprägung, oder auch die dazugedichteten Eigenschaften. Dann ist die Farbe Rosa feminin, weil viele dies Mädchen zuschreiben (obwohl es mal eine Farbe für Jungs war - das sanfte Rot, das als aggressiv - als Synonym für Blut und Kampf - stand. Und ist Aggressivität maskulin? Oder haben wir uns das nur viel zu lang eingeredet?

Sollen wir Worte verdammen, weil Menschen ihnen die falschen Zuweisungen geben? Oder Lesbarkeit einschränken, um ein Symbol für Respekt zu setzen - damit wieder Menschen ausschließen, die diese Fähigkeiten nicht ohne Mühe ausüben können? Wie wollen wir mit vergangenen Texten umgehen? Das Verständnis und deren Interpretation über die Jahrhunderte retten?

Das ist keine leichte Aufgabe. Ich habe darauf auch nicht die abschließende Antwort. Und ich bin froh, dass wir die Sprache haben, die - oft unvollkommen - ermöglicht, dass wir unsere Gedanken austauschen, so gut wie es eben geht. So gut, wie wir aus Schall, Zeichen, Worten, Sätzen und Erfahrungen einen gemeinsamen Code schaffen, der mit jeder Veränderung selbst eine Veränderung erfährt.

 

Anfangs war ich noch überrascht, dass sogenannte Politiker Stimmen und Mehrheiten erhaschen, die mit Politik nichts mehr am Hut haben.

Wütendes Schimpfen und Feindbilder scheinen mehr zu bewirken als Ideen, Wissenschaft und Forschung.

Was machen denn Trump, LePen, irgendwelche AfDler von denen ich die Namen immer schneller vergesse, als sich die öffentlichen Hahnenkämpfe in Pöstchen niederschlagen?

Sie schimpfen. Sie bieten keine Lösungen mehr an (maximal irrationale, wie Oma, die immer in irgendnem anderen Dorf ne Silberjodit-Rakete abschießen wollte, damit es bei ihr zu Haus nicht regnet).

Das sind keine Lösungen, die zu irgendwas taugen. Außer für Eines: mal Dampf abzulassen.

Dampf ist nur schwülstigfeuchte, warme Luft, die nicht wirklich was tut. Ohne Druck taugt Dampf wirklich zu nichts außer zum Schwitzen.

Und Druck hat diese Gesellschaft nicht mehr. Nicht im Gesamten. Der Einzelne vielleicht, der an unsinnigen Gesetzen scheitert, allein gelassen wird. Der hat noch Druck. Aber wohin damit?

Außer Schimpfen geht da nicht viel.

Und das finde ich wirklich traurig.

Lasst uns doch wieder mal was wirklich Wichtiges finden, über das wir uns zusammen aufregen können. Wie wäre es mit der Situation, die wir zu erwarten haben, wenn wir mal alt und pflegebedürftig sind? Oder über die beschissenen Lösungen, die uns die Politik anbietet, wie wir zukünftig mobil zum Arbeitsplatz kommen sollen, dabei fit und gesund bleiben sollen, und noch die Kinder zum Hort bringen müssen, weil kein Bus da vorbei fährt?

Lasst uns doch mal wieder über Lösungen fabulieren und dem Rest damit auf die Zehen treten, damit sich vielleicht doch mal alle einigen müssen?

Dann wird es vielleicht wieder ein bisschen schöner, und man lernt eventuell noch, dass der Nachbar/Freund/Twitterkontakt mit den komischen Ansichten doch ein bisschen Recht hat, oder dies in seiner Blase ruhig haben kann.

Und dann können wir wieder über so was wie das Wetter schimpfen - ohne jeden Sachverstand. Auch wenn der Kachelmann sich dann aufregt.

When I re-entered the world of bicycles after more than two decades, I never considered a saddle made of real leather. Too complicated that seemed to me, So I took some kilometers on the original Brompton saddle - which was quite OK, but the roads around are bad, and the Brompton-suspension is good but tough.

Maybe... ok, well I got hooked to style. British Brompton, needs british saddle, ey? And I am a fair weather-cyclist. And I always take my Brommie with me. And there where raincovers. Plus the look of the immense rear springs of that saddle gave me a positive feeling that they would catch some potholes before these could get into my spine.

So I got my luxury Brooks saddle mounted to my Brommie and started. Not before I read some more things about the pro and contra of such a thing. I carefully covered it into a thin coating of leather fat (of course I got that luxurious little tin of Proofide), and started to ride that crafted thing.

Well, part of me is realy fond of technologies - great new materials and so on. Another part is quite vintage. I even possess an steel frying pan for my stove to do perfect fried potatoes. But even that one needs attention. Regular use. No washing-up liquid, spend a first awful evening frying potatoe peels just to get the surface prepared for the future...

So I expected the new leather saddle to be as demanding. Which it was not. It get waxed with the special saddle fat sometimes when the surface looks dryish. As you would do with your expensive leather boots. I got a raincover in the little pocket attached. Thats it. Really,

The reward I got after some kilometers was a saddle, that is custom-made for me. In fact I made it, just by riding it. I do not feel extra-effort to keep it in a good shape. But the feeling, that there is natural material working for me is a little bonus indeed.

i will get a "big" 28" bicycle soon and surely my new saddle, this time black as the rest of the bike, is a Brooks. I will keep that project updated.

 

 

Wenn Angela Merkel wieder öffentlich bedauert, dass die Märkte erschreckt oder verunsichert sind, oder irgendein Kerl der Gewerkschaft der Polizei (es war ausnahmsweise nicht der Wendt) im Radio faselt "dass das Grundrecht des Staates auf Verbrechensaufklärung über den Grundrechten Einzelner stehen", platzt mir der Kragen.

Weder der Staat, noch der Markt, noch die Wirtschaft sind Gottheiten oder eigenständige Wesen. Es sind lediglich Zusammenschlüsse bzw. Organisationsformen, die wir Menschen irgendwann einmal geschaffen haben, um unser Zusammenleben einfacher oder besser zu machen.

Nebenher hat der Staat keine Grundrechte, denn die haben nur Menschen. Guckt mal hier: https://dejure.org/gesetze/GG

Natürlich macht es Sinn, wenn sich alle Kaufleute, alle Bauern einer Gesellschaft zusammentun, wenn sich Menschen in einem Glauben organisieren. Irgendwann haben wir wohl auch noch verstanden dass wenn es hieß "die Kirche muss geschützt werden" wir alle damit meinten "die Menschen brauchen einen Raum, eine Struktur, ihren Glauben gemeinsam auszuleben.

Dass "staatsfeindlich" bedeutete: da versucht jemand, unsere Strukturen, die uns Sicherheit geben, und Abläufe zur Verfügung stellen, zu zerstören.

Irgendwann ist uns, der Gesellschaft, das Thema wohl entglitten. Irgendwann fühlten sich die Staatsbediensteten selbst als "der Staat" und alle anderen waren "die da".

Und das ist der Punkt, an dem eine Demokratie nur noch in irgendwas Finsteres abrutschen kann. Wenn "der Staat", also die gewählten Vertreter, die für uns, das Volk arbeiten sollen im Volk, nur noch ein notwendiges Übel sieht, das dem Staat zuarbeitet, indem für die Staatsbediensteten Geld, Nahrung, Gedankenleistung und andere Güter erwirtschaftet werden, kann es nur noch finster werden. Das ist das Selbstbild, das Diktatoren und Despoten haben.

Wähler, die nur noch als notwendiges Übel zum Machterhalt gesehen werden, werden auch so behandelt. Die wichtigsten Arbeitsmittel, die sie brauchen, um ihren Teil der Arbeit zu erfüllen - eine gute Wahl zu treffen - werden den Wählern dann vorenthalten. Und das sind umfassende, gut aufbereitete, möglichst neutrale Informationen, und Bildung; Wissen und Verstehen um demokratische Prozesse und deren Gesamtzusammenhänge.

Ausschreitungen wie um den G20 Gipfel sehe ich weniger als eigentliches Problem denn als Symptom für eine Entwicklung, die ich nur noch als gruselig beschreiben kann. Während "die Polizei" zwischen Selbstherrlichkeit, Überforderung, totalem Ausrasten und Beamten, die versuchen, noch was zu retten, oszilliert, stehen dem entgegen Menschen, die auf etwas aufmerksam machen wollen neben denen, die einfach nur noch wütend sind bis zur Selbstaufgabe, dann haben wir das, was der Volksmund so in seiner Angst um den eigenen Status Anarchie schimpft.

Und ja, ich weiß, Anarchie selbst ist noch etwas anderes und differenzierter, aber belassen wir es hier an der Stelle dabei.

So bleibt einer hilflosen Presse nur noch über "die Polizei" oder "den schwarzen Block" zu schreiben, meist mit dem Ergebnis, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen, die es für sich stehend, gar nicht gab. Wieder verlieren sie aus den Augen, dass einzelne Menschen aus vielfach unterschiedlicher Motivation handeln. Dass Kritik an "der Polizei" sowohl die Führung, die übergeordnete politische Instanz als auch eine Anzahl einzelner Polizeibeamter kritisieren kann. Dass Veröffentlichungen "den schwarzen Block" versuchen zu fassen, um dem Leser oder Höhrer eine zuverlässige Einsortierung zu geben, egal um es sich um Hooligans handelte, die die Gunst der Stunde nutzten, um die Lage aufzumischen, ob es sich um Personen handelte, die Polizei und Staat ablehnen, und deshalb mit Feuer und Steinen auf die Menschen, in denen sie das Gesicht der anderen Seite erkannten, losgingen, oder nur um Menschen, die friedlich aber unerkannt für eine andere Sicht der Dinge und der Gesellschaft argumentieren, oder sich einfach nicht durch "den Staat" aus ihrer Heimat vertreiben lassen wollten.

Nichts spricht dagegen, mal über die einzelnen Institutionsformen oder deren Organisation und Struktur zu diskutieren. Dabei auch abstrakte Begriffe mit Verallgemeinerungscharakter zu verwenden. Aber sobald wir die Probleme wirklich lösen wollen, müssen wir uns mit den Menschen dahinter beschäftigen; ihrer Motivation, und wir wir ein Zusammenleben schaffen können, in dem Menschen wieder zählen. Wie wir die Menschen, die uns das Zusammenleben erleichtern, stärken. Menschen verstehen lernen, die einfach anders denken, oder andere Ideen haben. Dann klappt das auch wieder mit der Demokratie. Und dann schaffen wir auch wieder eine Lebensform, die gewisse Auswüchse einfach aushält.

Verzeiht mir den Flachwitzlimbo, die Ereignisse samt der Berichterstattung der letzten Tage hat mir den Humor verhagelt. Einige der nachfolgend verlinkten Artikel eidersprechen sich in einzelnen Aussagen. Ich habe mich bemüht, ein Bild von der Vielzahl der Probleme und Verfehlungen zuammenzustellen, was der Individualität von Personen, politischen Ansichten und Geschehnissen gerecht wird. Was trotzdem nicht mehr als ein Ausschnitt mit Denkanreiz wird. Lest die Artikel hinter den Links. Gerne nehme ich weitere Inhalte über die Kommentarfunktion dazu.

***Demos und Versammlungsrecht

Eine funktionierende Demokratie braucht Möglichkeiten, Protest und Meinungen auszudrücken. Niemand muss sich alles gefallen lassen. Aber was dürfen Demonstranten? Und was nicht? Und was darf Polizei oder Politik?

http://blog.wawzyniak.de/das-verhaeltnismaessigkeitsprinzip-im-versammlungsrecht/

Der letzte Abschnitt: warum Protest für eine Demokratie wichtig ist:

http://www.berliner-zeitung.de/politik/meinung/kommentar-zu-g20-in-hamburg-die-eskalation-ist-eine-blamage-fuer-die-demokratie-27934540

***Die Polizei, der Polizist, die Polizistin, die Einsatzleitung und die Politik

Der Metronaut stellt ein paar Fragen

Mopo beschreibt, wie aus schlechter Einsatzplanung eine schlechte Polizei wird

Immer wieder zeigt sich hier das Bild, dass die Mehrheit der Polizei unter verkorkster Einsatzleitung leidet. Dass Polizisten unter unklaren Bedingungen und extremer Belastung samt tagelangem Schlafentzug durchaus stärker zu Fehlverhalten tendieren. Das halte ich für ein Versagen der Führungsspitze samt politischer Vorgaben. Auch im Norden kennt man den Satz: Der Fisch stinkt vom Kopf. 
Resignierte Arbeitnehmer/ausführende verrohen undd werden menschlich desinteressiert. Diesen Prozess müssen wir aufhalten. Dringend!

Warum gute Führungskräfte die die Gesetze kennen und befolgen für die Polizei wichtig wären: 


SZ: ein Insider berichtet 

Wer verletzte Polizisten hört, denkt gleich an den blutüberströmten Menschen, der vom bösen Demonstranten einen Stein abbekam. Nicht an Polizei, die durch eigenen Pfeffersprayeinsatz beeinträchtigt wird, beim Laufen gestrauchelt ist etc. Sachlich bleiben bitte.
***Was ist der schwarze Block?

Beschreibt der skeptikaa ganz gut 

Der Stern(!!) schreibt, dass die schlimmsten Vandalen gar keine Linksradikalen waren

***Was sind Linksautonome? 

Fast sieht es so aus, als war Olaf Scholz der G20 ein willkommener Anlass, die Rote Flora loszuwerden. 

Der Spiegel über die Rote Flora 

Während Anwohner und Betriebe vor Ort betonen, dass die Autonomen nicht das Problem sind 

Ruhrbarone: Autonome beschützen Geschäfte

Während von vielen die immerwährende Leier ertönt: "aber die Linken sind doch viel schlimmer/tun doch auch..." Leute, diese Argumentationstaktik hört man aus Gründen in zivilisierten Kreisen zuletzt im Kindergarten. 

Ein wenig differenzierter liest man es hier: Causa Tagesspiegel über schlechten politischen Stil

Krautreporter hinter Paywall über das Selbstverständnis der Autonomen http://bit.ly/2sHHUpu

***Journalisten und Presse 

Wie läuft so ein Presseeinsatz auf einer Demo überhaupt ab? - Enno Lenze berichtet

SZ über die befremdliche Praxis, Journalisten zu beschatten

Leider kein Einzelfall. Und ich kenne Journalisten, die mehr oder weniger embedded an Kriegsfronten für Informationen sorgen. Das Argument, Presse könne aus Gründen des Selbstschutzes nicht vom G20 Gipfel berichten, weil sie sich damit selbst gefährden würden, ist der wahre Gipfel. Auch hämische Freude, Vertreter von "linken Schmierblättern" würden so ausgeschlossen, ist ein demokratiefeindlicher Skandal? Für wie blöde haltet ihr die Leute? Meint ihr, die könnten nicht die verschiedenen Sichten in verschiedenen Medien bewerten? Die Mischung garantiert doch ein neutrales Gesamtbild. 

Wie Journalisten in Hamburg behandelt wurden 

***Warum man gerade jetzt nicht jeden dummen Vorschlag gut finden sollte

Weil es nicht funktioniert, und unser aller Geld und Freiheit kostet 


***Zum Abschluss

Für den Regierungssprecher ist wie immer alles glasklar

Glasklare Erklärungen klären es

 

Vorratsdatenspeicherung

Die Bundesnetzagentur hat die Vorratsdatenspeicherung ausgesetzt: https://m.heise.de/newsticker/meldung/Bundesnetzagentur-setzt-Vorratsdatenspeicherung-aus-3757527.html

Provider müssen die Daten nicht speichern https://netzpolitik.org/2017/bundesnetzagentur-erst-einmal-keine-pflicht-zur-vorratsdatenspeicherung/

Die anlasslose(!) Vorratsdatenspeicherung ist und bleibt damit europarechtswidrig. Keine Sorge, gegen Terroristen dürfen wir auch weiter ermitteln.

Netz-DG

Gesetzes zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken

Die finale Version zur Abstimmung im Bundestag findet ihr bei Netzpolitik.org: https://netzpolitik.org/2017/finale-version-des-netzdg-gesetzestextes-fuer-die-abstimmung-im-bundestag-ist-da/

Update 15:10 am 01. Juli 2017: das Netz-DG wurde gestern bei - direkt nach der im vollen Plenarsaal beschlossenen Ehe für Alle - sehr geringer Anwesenheit beschlossen. In der Debatte davor kamen fürsorgliche Ratschläge wie "Wir müssen dann natürlich ein Gesetz auf den Weg bringen, womit Betroffene unrechtmäßig gelöschter Beiträge die Rücknahme der Löschung einklagen können". Happy Klagewelle https://www.heise.de/newsticker/meldung/Loeschorgie-droht-Bundestag-beschliesst-Netzwerkdurchsetzungsgesetz-3759860.html?artikelseite=all

Das mit den Drogen, das ist schon eine komplizierte Sache. Wer das Wort Drogen gelesen hat, hatte jetzt bestimmt schon sein eigenes Kopfkino durchgespielt. Die einen denken an das Buch oder den Film "Christiane F., wir Kinder vom Bahnhof Zoo", andere gucken noch mal besorgt ins Kinderzimmer, und ob das pubertierende Blag rote Augen hat.

Außer ein wenig Fachpersonal, das vielleicht zufällig auf diesen Blog stößt, ist vermutlich keinem das Wort "legal" oder "Schmerz- und Betäubungsmittel in den Sinn gekommen. Ja, auch das sind Drogen.

Noch schlimmer wird es, wenn ich den Buzzwortbegriff "Drogen legalisieren" in den Raum werfe.

Je nach Klientel kommt da in der Regel ein gelassen wirkendes Peeeeeace oder ein "Wenn da IRGENDEIN Idiot bekifft mein KIND totfährt..."

So jetzt noch mal ganz langsam: Alkohol ist auch legal. Mit Alkohohl wurden die Meisten von uns schon früh sozialisiert. Frühzeitig wird gelehrt: Don't drink and drive. Von Don't drink redet kaum einer. Im Gegenteil. Wer als handelsüblicher CSU Politiker nicht mindestens einen Anstich beim Oktoberfest gemacht hat und mit roten Pausbäckchen das gesellige Zusammensein gegenüber der Presse lobte, gilt als unwählbar.

So Kinder, jetzt aufgepasst: Betrunken Auto zu fahren, ist NICHT legal. Wer das macht, und dabei erwischt wird, hat einen Kragen Ärger am Hals. Auch Menschen, die betrunken dazu neigen, ziemlich aggressiv zu sein, müssen sich vorher überlegen, wie sie ihrer Umgebung ausweichen, weil es sonst unangenehme Konsequenzen gibt.

Glücklicherweise gehöre ich zu denen die nach dem dritten Bier lethargisch in der Ecke einschlafen. Und ich rede von Kölsch-/Altgläsern. Echt jetzt. Nach zwei Whisky könnt ihr mich nur noch in den Keller tragen.

Aber hey, Alkohol ist auch legal.

Dann waren viele von euch schon mal im Krankenhaus. Oder beim Zahnarzt. Gab es da nicht auch Mittel, die euch die OP erträglich gemacht haben? Das ist meist schon harter Stoff. Und nein, den kann euer 6jähriger auch nicht beim Kiosk gegenüber kaufen. Aber die Betäubung oder Narkose war vollkommen legal. Ich musste nur schon mal unterschreiben, für X Stunden nach dem Eingriff keine Maschinen zu bedienen, also auch kein Auto zu fahren.

Es ist nicht so, dass Narkosemittel nicht missbraucht werden. Guckt euch so Leute wie Michael Jackson an. Und jetzt nicht, die extremen Umbauten seines Gesichtes. Sondern wie ein skrupelloser Arzt ihm Narkosemittel verschaffte, um ihn seinen Alltagsschmerz vergessen zu lassen. Der Arzt wurde hinterher auch verurteilt.

Und dann gibt es da so komische Beispiele, wie Cannabis. Die Wirkstoffe helfen vielen Menschen, zum Beispiel Patienten mit starker Migräne, chronischen Schmerzen oder Multipler Sklerose, ihre Symptome mit geringer Dosis und wenig Nebenwirkungen zu bekämpfen. Da waren die vormals einzig legalen Mittel mal wesentlich derber, was Wirksamkeit und Nebenwirkungen betraf. Zum Glück dürfen sich jetzt einige auch legal das Hanfprodukt verschreiben lassen; wobei allerdings noch die durchführenden Stellen mauern.

Müssen wir tatsächlich diskutieren, ob man Medikamente zugänglich macht, weil die Industrie daran weniger verdient?

Konsumiert aber jemand Cannabis und setzt sich Tage danach ins Auto, kann er seinen Führerschein verlieren.

Zum Vergleich: bei Alkohol muss ich warten, bis die Wirkung verflogen ist. Bei Cannabis lassen sich, nach Ende der Wirkung, noch über Wochen und ggf. Monate der Konsum nachweisen. Der Mensch steigt also vollkommen klar ins Auto, und wird trotzdem bestraft.

Warum also verschiedene Substanzen unterschiedlich behandeln? Es gibt die Wissenschaft. Wir können ganz bequem erforschen, wie lange Menschen im Allgemeinen nach Gebrauch von Mariuhana oder Gras  beeinträchtigt sind, und das als Grenze für Fahrtauglichkeit ansetzen. Wir können Tests entwickeln, die herausfinden, ob jemand die aktive Substanz im Blut hat, oder nur die Abbauprodukte, die nichts mehr machen, außer langsam herausgespült zu werden.

Warum also nicht die Möglichkeiten nutzen, und die Welt für alle etwas erträglicher gestalten?

P.S. in Ländern wie Portugal oder Californien wurden bereits durch die Legalisierung viel Leid erspart. Kriminielle Strukturen werden ausgetrocknet. Nein, der Konsum ging dadurch nicht steil nach oben; im Gegenteil.

Die Substanzen werden nicht mehr mit Blei, Rattengift oder anderer, billiger Chemie gestreckt, die Konsumenten viel schneller in Abhängigkeit und körperliche Schädigungen treiben,  als wenn sie legal vertrieben werden.

Sprich: wir müssen da für viele Substanzen noch mal dran. Erforschen, welche Auswirkungen purer Konsum wirklich hat; ob Abhängigkeiten auch entststehen, wenn es gegen akute Symptome gegeben wird (Morphin z.B. kann bei Schmerzen nicht so leicht abhängig machen, wie ohne Probleme eingenommen). Ärzte und Pharmakonzerne haben ein viel breiteres Spektrum an Möglichkeiten. Was war noch mal schlecht an Legalisierung?

Jetzt wurde also der Staatstrojaner beschlossen. Und die Folgen dürften wenig amüsant sein. Und nein, den Terrorismus werden wir auch damit nicht aufhalten. Diese sogenannte Möglichkeit der Regierung ist mit einem Paket dahergekommen, das offenbar nur Probleme macht.

Udo Vetter schreibt auf seinem Lawblog über die neuerlich vorhanden Pflicht für Zeugen, eine Aussage zu tätigen: https://www.lawblog.de/index.php/archives/2017/06/23/schoene-neue-zeugenwelt/ 

Er verlinkt auch den Gesetzentwurf der Bundesregierung, wo der Wortlaut im Detail steht.

Peter Schaar, der vormalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz zerreisst das Gesetz hier: http://www.fr.de/politik/staatstrojaner-ein-arroganter-umgang-mit-der-macht-a-1300686

äußert sich hier über die Quellen-TKÜ:https://www.heise.de/newsticker/meldung/Peter-Schaar-Der-Staat-ist-ein-feiger-Leviathan-3755246.html  (TKÜ = TeleKommunikationsÜberwachung - an der Quelle; also bei euch daheim)

Damit bleiben also Sicherheitslücken in Software offen, und bieten den dunklen Gestalten der Gesellschaft Einfalltore auf private Daten und Geräte. Wie gut diese "Hacker" dann ausgebildet sind, entzieht sich den Möglichkeiten des Interessierten. Dass diese Überwachung dann auch noch wesentlich umfassender ist, als eine normale Haus- oder Wohnungsdurchsuchung, wird den Meisten erst gar nicht bewusst. Und gerade die Daten auf dem heimischen PC verleiten dazu, falsche Schlüsse zu ziehen.

Durch die Zugangstüren, die eine derartige Schadsoftware erhält oder schafft, können auch böswillige Menschen Dinge auf Rechnern platzieren oder verändern, die man dort selbst gar nicht gelassen hat. Den Gesetzgebern kann es egal sein, wenn die Beweise als rechtsgültig definiert werden.

Die Frage ist, was die Politik mit der Verabschiedung immer weiterer Grundrechtsverletzungen im Sinn hat. Vielleicht soll das nur Macht und Stärke demonstrieren, damit der handelsübliche Einwohner Deutschlands beruhigter ist. Was aber in dem Fall nur als Betrug gewertet werden kann. Denn die Versprechen hält die Gesetzgebung nicht. Hier wird nicht nur ein Heftplflaster auf einen tiefen Riss gelegt, dieses Pflaster enthält auch ein langsam wirkendes Gift, das der Gesellschaft einen so großen Schaden zufügt, dass wir unter Umständen eine Generation brauchen, um das wieder auszubügeln.

 

 

 

 

In den Kriminalserien sieht es immer so einfach aus. Am Tatort wird DNA gefunden, und die Datenbank sucht innerhalb von Sekunden den richtigen Täter aus der gesamten Bevölkerung heraus. In der Realität sind die Spuren oft unsauber, vermischt oder die DNA ist nicht mehr intakt genug, um sie auszuwerten.

Erweiterte DNA-Analyse - was sie NICHT kann

Wenn die DNA Spur zu falschen Schlüssen verleitet - Verunreinigung

Dann träumen offenbar immer mehr hochrangige Politiker von der Verbrechensaufklärung durch Knopfdruck. Allerdings verstehen die wenigsten, dass all die Algorhytmen und Datenauswertungen durch Menschen programmiert und eingepflegt werden. Wenn ich mir ansehe, was Google und Amazon allein an Produktvorschlägen für mich haben, zweifle ich doch arg an der Allmächtigkeit der Auswertungen. Ab und zu kommen lustige Kombinationen, wie der Packbandabrollerals ich mir neue Sport-BHs bestellen wollte.

Während ich bei den Werbefehlgriffen noch lachen kann, gruselt mich die unvoreingenommene Datengläubigkeit. Wenn ein Computer da was ausspuckt, wird es doch sinnvoll sein, alle in Frage kommenden Personen vorsorglich einzusperren, oder?

Das Nichtwissen, was an magischen Vorgängen in der Rechenmaschine stattfindet, lenkt den Blick von wirksamen Maßnahmen - echter Ermittlungsarbeit; dem mühevollen Ausschluss falscher Hinweise; der Verbrechensprävention wirkungsvoll ab.