Wählen scheint mir heutzutage ein wenig wie Opportunismus, den auch so manche Menschen in ihrem Leben, in ihrem Job probieren. Immer die Meinung derer annehmen, die auch hinterher das Sagen haben.

So funktioniert Politik aber nicht. Hier *trommelwirbel* haben wir tatsächlich die Wahl. Hier sind die Menschen in den Parlamenten quasi unsere Beauftragten (mit freiem Willen und der Entscheidung nach Gewissen). Aber das heißt, dass wir die Anforderungen stellen.

Die @atarifrosch schreibt es in ihrem Blog sehr treffend: https://blog.atari-frosch.de/2017/05/06/waehle-was-du-wirklich-willst/

So fahr, schönen Tag noch (ich geh jetzt wieder in nachfolgender Umgebung radeln).

 

So war mal das Zeitschriftenregal im Dortmunder Thalia übertitelt. Darunter säuberlich nach Auto- Handwerk- und Computerzeitschriften getrennt. Rechts gab es häkeln, Patchwork... beim Gärtnern war man sich wohl nicht sicher.

Während ich die Sortierung bewunderte, erspähte mich eine Verkäuferin:"Kann ich Ihnen helfen!?"

Mein kleines Sarkasmusgen übernahm das Sprachzentrum:"Gern, ich suche Technik für Frauen".

Der ratlos-hilflose Blick der Dame ließ mich die Antwort schon befürchten: "Nee, was einfaches haben wir da nicht."

Während sie noch überlegte, entfleuchte ich per militärischer Kehrtwende und kaufte die gesuchte Computerzeitschrift bei der klugerweise nur thematisch sortierten Konkurrenz.

Au weia.

 

Das Bild stammt von einer meiner Touren, die ich mit meinem Faltrad, der Straßenbahn, S-Bahn und zu Fuß zurücklegte. Außerdem fuhr ich schon einen Smart, mehrere 7,5tonner, von Sprinter bis Kipper mit Anhänger über Klein-LKW, stand am Ruder eines 63m langen Tallships und auf dem Beifahrersitz eines Schwerlasttransporters (nur auf dem Hof - ja, so ein dicker von Faun) gesessen. Als ich noch jung (theatralischer Augenaufschlag) war, besaß ich sogar ein Einrad.

Was mich an dieser Vielfalt fasziniert, ist die Tatsache, dass ich oft Situationen beschrieben bekam, die ich aber erst richtig nachvollziehen konnte, als ich dieses Gefährt tatsächlich selber fuhr. Und dass ich mich aktiv daran erinnern muss, sobald ich die Perspektive wechsele.

Vor Jahren musste ich mal einen LKW zur Autobahn lotsen. Das Navi des Fahrers suchte sich ausgerechnet unseren Hof aus, um sein Leben auszuhauchen. Geladen waren Mercedes Sprinter mit Hochdach und Aufdachklima. Schon mal einen kleineren LKW gefahren, wusste ich noch, wie ich geflucht hab, als ich erkannte, wieviele Wege plötzlich für mich zu "ist nicht" wurden. Und mit dem hoch beladenen Truck im Rückspiegel traktierte ich mein Hirn, wo ich noch eine Brücke/Unterführung hätte vergessen haben können. 

Ich weiß, wie groß der Tote Winkel beim LKW ist, so dass ich mit dem Rad nicht mehr sorglos rechts daran vorbei fahre. Nichtsdestotrotz habe ich auf dem Rad wieder eine ganz andere Sicht, und mein Hirn stellt sich auf andere Dinge ein, als wenn ich mit dem Auto fahre. 

Nun hatten viele nicht das Glück oder das Bedürfnis, so viel verschiedenes an Gefährten auszuprobieren. So ist es eine Mischung zwischen Unvermögen, mangelnder Erfahrung und Ignoranz, die Reaktionen oder Beweggründe der anderen Verkehrsteilnehmer abzuschätzen. 

Dass Radfahrer sich jedesmal in Gedanken als Mischung aus einer Gallionsfigur und Fliegenresten auf einer Frontscheibe sehen, wenn von hinten die sanfte Druckwelle des knapp vorbeifahrenden Autos leise signalisiert, dass der Rettungssprung in den Graben oder auf den parkenden SUV zeitlich nicht mehr geglückt wäre. Dass ich mich jedesmal an der Landstraße in einem Akt des Nervenkitzels vorsichtig aus der Seitenstraße schiebe, wohl wissend, dass diese radelnden Ganzkörperkondome, die ob der Geschwindigkeitssteigerung oder dem besseren Blick auf das durch den harten Rennsattel gestählten Gemächts mit tief gesenktem Kopf (haben ja einen Helm) die 80 km/h Marke zu knacken gedenken (da ist Geschwindigkeitsbegrenzung 50), die Vorbeifahrt an der Motorhaube meines VW Ups nur knapp schaffen. Dass es für eben jene Radler schwer ist, ihre sportlichen Fähigkeiten im städtischen Ruhrgebiet voll auszureizen. Dass der Rentner im E-Scooter auch irgendwann mal den Radweg kreuzen muss, weil nur dort die Bordsteinabsenkung breit genug ist, und dass der LKW mit dem frischen Obst dazwischen irgendwie den Nachschub im Supermarkt in der Fußgängerzone gewährleisten muss. Das sind Aspekte, über die wir nachdenken sollten, sie bewerten sollten, und auch mal bei der Politik für die beste Ausgestaltung des gemeinsamen Raumes anklopfen sollten. Damit für Jeden, mit was für einem Gefährt oder für Füßen auch immer unterwegs, die Welt (also der kleine Ausschnitt, der für uns davon relevant ist) ein wenig einfacher ist. Und dabei wieder ein wenig Gelassenheit zu entdecken. Kauft euch mehr Lieblingsmusik fürs Auto, den bequemeren Sattel fürs Rad. Guckt euch die hübschen Modelle der vorbeifahrenden Autos an, oder gebt interne Noten für die mehr oder weniger wohlgeformten Rückseiten der Radfahrer, die ihr einen Moment später und dafür mit ausreichendem Abstand überholt. Geht doch. Oder?

Da tobt die Diskussion. Hier wurden nicht alle Fakten beachtet. Dort hatte der Autor eine andere Sicht auf die Dinge, als der Leser. Fake News, die keine sind. Manchmal ist es die Anstrengung wert, sich in die Sicht des anderen zu versetzen. Auch wenn man sie nicht teilt, oder nicht teilen mag. Das macht nicht nur die Welt, sondern auch den eigenen Charakter etwas bunter.

 

Im Moment sind gerade die Niederlande der Buhmann Europas, weil sie ein wenig zu deutlich Nein gesagt haben.

Die deutsche Bundesregierung rudert leise herum, und überlässt die Entscheidung den Kommunen - um sich wieder einmal dezent heraus zu halten.

Aber wie gehen wir mit diesem Provokateur um, der die Alleinherrschaft (=Diktatur) in seinem türkischen Staat anstrebt?

Zum Einen: Meinungsfreiheit ist ein Bürgerrecht. Kein Recht von Staaten. Ausländische Staatsbedienstete oder gar Staatsoberhäupter im eigenen Land Werbung für eine Diktatur, gegen die Demokratie machen zu lassen, halte ich für arg bedenklich.

Dass die türkische Regierung hier, auf die Stimmen der wahlberechtigten Ausländer angewiesen, alle Mittel ausreizt, ist verständlich. Verständnis bedingt allerdings noch keine Zustimmung.

Jemand, der die Provokation sucht, hat bereits den ersten Schritt in die falsche Richtung getan. Hier denke ich an den Spruch: ein Idiot zieht dich auf sein Niveau herunter, und schlägt dich dort mit Erfahrung. Nichts  anderes stellt die Auslandswerbetour für das türkische Präsidialsystem dar.

Dass die Niederlande am Wochenende recht heftig reagierten, liegt natürlich auch an den bevorstehenden Wahlen am nächsten Mittwoch. Aber das leise Herauswinden wie es zum Beispiel Hamburg geschafft hat, wäre auch auf Dauer eskaliert.

Das ist wie bei dem Gast an der Bar, der vollkommen ignoriert, dass schon vor einer Stunde das Licht abgedunkelt wurde, und die Rausschmeißermusik spielt. Irgendwann bleibt nur noch das unsanfte vor die Tür setzen. Und dann ist es nicht der Wirt, der böse ist. Sondern nur derjenige, der gerade die Aggression auf sich zieht.

Und genau das ist der Punkt, den wir alle von der Art von Machtmenschen und Populisten auseinanderhalten müssen, um unsere demokratischen Systeme zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, wo uns Verhandlungen, Verträge und Streitigkeiten hinbringen sollen. Die Türkei will eigentlich gar nicht mehr in die Europäische Union aber nutzt das trotzdem als Druckmittel? Das ist dumm. Noch dümmer ist, sich auf dieses falsche Spiel einzulassen, und so zu tun, als wäre es für die EU das Wichtigste, die Türkei als Beitrittskandidaten nicht zu verlieren.

Natürlich ist es wichtig, diplomatisch zu bleiben, und die Tür nicht für die nächsten 100 Jahre zuzuschlagen. Aber was macht man mit einem Gegenüber, das sich nicht an die Spielregeln hält. Das Unberechenbar immer größere Forderungen aufstellt, damit die Flüchtlinge nicht nach Europa kommen? Alternativ: Wir schaffen das? Nun, ohne die Türkei nicht ohne ein blaues Auge (für die Unerfahrenen: ein blaues Auge ist schmerzhaft und man erlangt es selten gewaltfrei, endet aber in der Regel nicht tödlich oder durch Absaufen - jaja die Flut).

Was wir jetzt auf keinen Fall tun dürfen ist, aufgrund kleiner Uneinigkeiten das Konstrukt Europa wegzuwerfen. Wir sollten die Konflikte jetzt nutzten, die Regeln für das Zusammenleben zu verbessern. Und auch mal dem ein oder anderen Mitglied ein paar Eigenheiten zugestehen. Eine Region kann durchaus mal eigene Interessen haben; anders als zum Beispiel die deutsche Ausländermaut, die wohl kaum noch Gewinne abwirft, hohe Kosten durch Infrastruktur einführt, maximal Investoren nützt, sollten Autobahnen endgültig privatisiert werden, und den Rechspopulisten als "gegen Ausländer" Goodie in die Hände spielt.

Links:

Über den Bürgermeister von Rotterdam

Dänemark lädt den türkischen Ministerpräsidenten aus

Als Kleinkind habe ich mich immer auf das Warten beim Friseur gefreut. Da lag ein Comic bei den Frauenzeitschriften, den ich da jedes Mal gelesen habe. Genau genommen habe ich mir die Bilder angesehen. Denn mit Buchstaben konnte ich in dem Alter noch nichts anfangen, auch wenn ich mir das Lesen ein Jahr vor dem Schuleintritt selbst beigebracht hatte.

Und letztens beim Stöbern im Internet kam mir dieses Bild so bekannt vor: 

Also hab ich mir den Band kurzerhand bei Carlsen Comics bestellt.

Was mich nun beeindruckt: ich kannte jedes einzelne Panel nach über 40 Jahren noch auswendig, und weiß noch genau, wie ich auch so cooles Zeug wie die Frau auf den Bildern machen wollte.

Es war richtig aufregend, jetzt die Texte dazu zu lesen. Und da ich mit 5 schon lesen konnte, war ich damals maximal 4 Jahre alt.

Unterschätzt euren Nachwuchs nicht. Die verstehen eventuell mehr als ihr glaubt.

Was ich in den Zeiten von Trump und AfD erlebe ist, dass sich die Demokraten zurücklehnen und lässig auf Dokumente vergangener Tage hinweisen, wo sie "es doch gesagt haben".

Selbst Fefes satirisches "Told you so" in seinem Blog kommt immer wieder vor.

Während der Rest mangels Argumenten die Menschen mit ständigen Wiederholungen weichspült, wie @Afelia aka Marina Weisband hier treffend beschreibt: https://twitter.com/VassiliGolod/status/823152510210887680, hier ein anderer Post mit selbem Thema in englisch: https://twitter.com/rascouet/status/823035518313267202

Deswegen macht es Sinn, auch zum hundertsten Mal die validen Argumente hervorzukramen und zu erklären, warum Ausgrenzung, Rassismus und Nationalismus eine dumme Idee sind. Nicht, weil ihr euren momentanen Sparringspartner im Internet überzeugen könntet. Sondern weil diese sonst Menschen mitreißen oder wenigstens müde klopfen könnten.

 

wie bitte?

Nun, ich lebe in einer ziemlich weit gekommenen Zivilisation. In den letzten Jahrhunderten wurden so viele Erfindungen gemacht, die uns das Leben in einem relativen Wohlstand ermöglichen, wie nie zuvor. Und eine dieser Erfindungen war das Plastik.

Plastik oder Kunststoff im Allgemeinen hat die Schaffung so vieler neuer Produkte und Anwendungen erst ermöglicht. 

Viele Lebensmittel können in Plastikverpackungen besser gelagert und verteilt werden, so dass uns in den Supermärkten eine große Auswahl an lange haltbaren Produkten zur Verfügung steht, weil diese in kostengünstigen Plastikverpackungen eingeschweißt sind. 

Plastik ist heute so omnipräsent, dass die Wissenschaft sogar davon ausgeht, dass wir in einem Zeitalter des Plastik leben, weil es das ist, was von uns übrig bleibt. Archäologen der Zukunft werden von uns nach einigen Jahrtausenden kaum noch etwas finden, weil Erosion, Zerfall und andere Naturgewalten fast alles, was wir erschaffen haben, in seine Grundbestandteile zermahlen wird, und alles was dann noch nachweisbar sein wird Tonnen von Mikroplastik in den Sedimenten und Erdschichten sein.

Moment mal, das ist doch ein bisschen gruselig. 

Stimmt. Nachlesen kann man das übrigens hier bei der Süddeutschen Zeitung http://www.sueddeutsche.de/wissen/das-zeitalter-der-kunststoffe-der-plastik-planet-1.1097177, hier bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/umwelt-technik/100-jahre-plastik-das-zeitalter-der-ersehnten-kuenstlichkeit-1462859.html, in einer sehr guten Übersicht auf http://www.plastic-planet.at, und hier in der Thüringer Landeszeitung für junge Leser aufbereitet http://www.tlz.de/kinder/detail/-/specific/Frueher-lebten-Menschen-in-der-Steinzeit-heute-in-der-Plastikzeit-694860133.

Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, dass die Menschheit nie ein Händchen dafür hatte, zu erkennen, wann der Nutzen einer neuen Idee oder Erfindung erreicht ist, und wann es Zeit ist, aufzuhören. Menschen neigen dazu, sich einer einmal akzeptierten Lebensweise so weit unterzuordnen, dass die sich in den Schaden verkehrt. 

Der gute Käse aus dem Supermarkt ist nicht einfach nur in Plastik eingeschweißt. Nein, er ist in einer optisch ansprechenden Plastik-Servierschale mit wiederverschließbarem Plastikdeckel. Natürlich in einer dementsprechenden Materialstärke. Günstige Elektronikprodukte wie USB-Sticks, Ladekabel oder Ladegeräte gibt es im Elektromarkt nur in Blisterverpackung. Zum Diebstahlschutz. Wer so ein Ding mal versucht hat, verletzungsfrei aufzumachen, weiß, was ich meine. Dass die USB-Sticks und Ladekabel und Ladegeräte wiederum aus Plastik sind, versteht sich selbst. Und über das Wort geplante Obsoleszenz regt sich heute auch niemand mehr auf. Was zum Henker ist das? Wikipedia beschreibt es hier https://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz. Die Krönung erlebte ich, als ich mal einige Produkte in Blisterverpackung kaufte (dringend benötigt, der einzige Markt, der noch aufhatte, und ich mir im Baumarkt nebenan eine kleine Kneifzange mit Plastikgriffen zum Öffnen besorgte (mit Plastikkabelbindern auf einer Plastikkarte befestigt, wofür ich dann einen Schraubendreher benutzte, das Ding überhaupbt abzubekommen. Es war zum Weinen.

Nun wären wir ohne Plastik ziemlich aufgeschmissen, wenn wir Stecker, Kabel, Computer, Tastaturen, Steckdosen undsoweiter in einer funktionablen, sicheren und halbwegs bezahlbaren Variante nutzen wollten. Gummi ist nicht in so großen Mengen verfügbar, und hat auch mit modernen Zusatzsstoffen nicht die Bandbreite an Möglichkeiten. 

Aber muss es denn so viel sein?

Nein, wirklich nicht. Vor allem nicht, ohne nachzudenken, wozu es denn gut ist. Die Kunststoffschürze an meinem Auto akzeptiere ich, weil ich weiß, dass es nachgiebig genug ist, um kleine Rempler zu vertragen. Dass es eine gute Aufgabe erledigen wird, mich bei einem Crash zu schützen. Auch hier entwickelt die Industrie erstaunlicherweise neue Produkte, die zumindest den Plastikeinsatz reduzieren. Zum Beispiel wird an einigen Stellen mit Holz-/Bambusfasern im Plastik experimentiert, was dem Material eine glasfaseraartige Stärke gibt, den Kunststoffeinsatz derbe reduziert und durch nachwachsende Stoffe ersetzt. Ganz einfach zu entsorgen ist das immer noch nicht, aber das ist dann eine Sache der Forschung, das Ganze weiter zu verbessern, und eine Sache der Politik, die Hersteller zu sinnvoller Entwicklung anzuhalten. 

Aber verdammt noch mal, diese Müllberge müssen doch wirklich nicht sein. Mikroplastik in Kosmetik um unsere alten, toten Hautzellen abzuschubbeln? Das Fleisch in der Frischetheke in Plastikfolie eingeschlagen, damit es nicht in Kontakt mit der darum gewickelten Tüte kommt, die bedenkliche Inhaltsstoffe abgeben könnte, in noch eine Plastiktüte eingewickelt, auf die das Etikett für die Kasse kommt. Der Nachtisch im Plastiktöpfchen, in der Mehrfachpackung mit der Plastikfolie. Der plastikbeschichtete Pappbecher beim Bäcker für den Kaffee zwischendurch. Aus Frust kaufe ich mir an der Kasse noch einen Lollie - mit Plastikstiel, während ich alles in meine Einmal-Plastiktüte stopfe, und daheim die Produkte auspacke, und die Verpackung in eine Plastik-Mülltüte stopfe, die ich kaum noch in die Werstofftonne unterbringe, weil da schon so viel in der Woche weggeworfenes Plastik drin liegt. Und mittlerweile weiß ich, dass der Nordseefisch auch nicht mehr so gesund ist, weil sich da Mikroplastik im Fleisch abgelasgert hat. Wäh. 

Wieder finde ich hier meine Lieblingsfrage sinnvoll: "Wozu ist es gut". 

Zum einen haben sich einige Mythen über Plastik mittlerweile wieder erledigt. Dass Plastikschneidebrettchen oder Plastikrührlöffel oder Pfannenwender besonders hygienisch sind, hat sich mittlerweile als Mythos entlavt. 

Diesen Link dazu habe ich aus der Facebook-Gruppe "Plastikfrei leben" https://experimentselbstversorgung.net/ist-holz-hygienischer-als-plastik/ . Plastik sieht zwar für uns glatt aus, auf mikroskopischer Ebene ist das aber gar nicht der Fall. Da können sich Bakterien gut halten, und da Feuchtigkeit auch nicht in Plastik einzieht, leben die Bakterienstämme, die Wasser zum Überleben brauchen dort sehr lange. Holz setzt immer wieder Gerbstoffe frei, und ist evolutionstechnisch auch eher bakterienfeindlich (welcher Baum will schon von Bakterien besiedelt werden). Wenn ich also ein Brettchen aus Holz immer gut trocknen lasse, und nach Gebrauch abwasche, leben ich damit also sauberere, als mit dem Plastikbrettchen, das darüber hinaus mit wachsendem Alter und Messereinsatz kleine Schipselchen ins Essen abgibt. 

Und von den ganzen Substanzen wie Weichmacher, Lösungsmittel etc. die nach uns nach in unser Essen abgegeben werden, will ich hier gar nicht reden. Wieder: ein bisschen davon wird uns nicht umbringen. Aber muss es denn so viel sein?

Für den Coffee-to-go habe ich mittlerweile mehrere wiederverwendbare Kaffeebecher. Meine neueste Errungenschaft ist ein Glasbecher mit Korkgriff https://eu.keepcup.com/?country=Germany# - die Variante aus - ja, Plastik - war mein erster, den ich im Flughafen Reykjavik von meinem letzten Isländischen Kleingeld kaufte. Den Kaffe dazu gab es im Pappbecher "dürfen wir nicht anders verkaufen". Puh, da bin ich froh, dass die Tankstellen und Bäckereien im Umkreis das anders sehen. Im sauber gespülten Becher ist das kein Problem. Und einen dritten aus Bambus-Plastik http://bamboo-cup.com/de/home/2-bamboo-cup.html. Diese 3 an strategischen Orten verteilt, haben meinen Pappbechermüllberg auf ein absolutes Minimum reduziert. 

Mikroplastik in Kosmetika war nur "gut" solange es billig war - gut für die Industrie, nicht so wirklich für den Menschen, und kann problemlos durch natürliche Zusätze ersetzt werden, wie Pflanzenbestandteile, Meersalz, sogar Zucker. 

Mittlerweile ist die Industrie so weit, dass sie Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen kann. Ob diese Produkte jeweils so gut und umweltverträglich sind, gehört einzeln auf den Prüfstand. Aber verdient durchaus der Aufmerksamkeit.

Wobei es einen Riesenunterschied zwischen Bioplastik und Plastik, das biologisch abbaubar ist, gibt. Hier gut beschrieben bei Deutschlandradio Kultur: 

http://www.deutschlandradiokultur.de/plastik-aus-nachwachsenden-rohstoffen.993.de.html?dram:article_id=154608
Ich finde jedenfalls Plastik, was wirklich lang benutzt werden kann, wesentlich sinnvoller, als dieses ganze Zeug, was direkt auf dem Müll landet. 

Und finde wieder Spaß an der Erfahrung, Produkte mit langer Lebensdauer zu kaufen. Porzellan. Das gute, das auch die Wärme lang hält. Da schmeckt der Tee doch gleich um Welten besser. Ich integriere Pfandglas in meinen Alltag, und fahre das Verbrauchsglas mit dem Fahrrad zum Container. Vieles ist eine Frage der Gewohnheit. 

Die Holzkochlöffel und Pfannenwender, die man auch mal großer Hitze aussetzen kann, sind älter, als es ein Kunststoffteil je bei mir geschafft hätte. Das Bambusschneidebrettchen, das ich zwar immer direkt reinigen muss, und ab und an mit einer Portion Leinöl abreibe, damit es länger hält, überlebte jedes Plastikbrett. 

Die Erfahrung, dass Teflonpfannen irgendwann abgenutzt sind, musste ich auch erst machen. Und dass das besonders gessund ist, kann mir keiner sagen http://www.papageien.org/STS/po/Teflon.htm und hier https://pfannenhelden.de/teflonpfannen-voegel/ gibt es mehr Informationen dazu. 

Da es mitunter sinnvoll ist, beschichtete Pfannen zu benutzen, gebrauche ich jetzt in erster Linie emaillierte Produkte, die von der Empfindlichkeit sogar ein wenig besser sind, als Teflonpfannen. (Pilzpfannen sollten zum Beispiel nicht in der Eisenpfanne zubereitet, und schon gar nicht wieder aufgewärmt werden, da mitunter Pilzeiweiß, das sich zersetzt, durch das Eisen als Katalysator zu etwas noch Unangenehmeren wird. Daher rühren auch einige "Pilzvergiftungen" eigentlich genießbarer Pilze. 

Wie gesagt. Es gibt Alternativen. Und manches wäre ohne Plastik auch nicht denkbar oder viel zu teuer. Nur leben wir alle besser, wenn wir uns fragen, wann ein Stoff überhaupt noch gut ist. Es gibt Vorreiter (manche nennen sie Extremisten), die vorleben, dass es auch anders geht. Ich bin noch nicht so weit, so weit zu gehen, vollkommen auf Kunststoff zu verzicchten, aber diese Menschen sind die Vorreiter, die mit ihrer Kreativität Alternativen aufzeigen. Und uns die Möglichkeiten zu geben, den Gedanken "weniger ist mehr" auszuleben. Ohne unseren täglichen Luxus völlig aufzugeben.