Hier geht es weiter.

Kurz vor Toresschluss (das war ernst gemeint, der Saal wurde zum Schluss geschlossen, weil wirklich niemand mehr hereinpasste) konnte ich mir noch einen Stuhl im Vortrag "Bullshit made in Germany" ergattern. Linus erzählte über die technischen Irrungen von DE-Mail, Schlandnet und anderes Zeugs, das durch immer neuere Änderungen technisch völlig sinnlos ist. Dieser Vortrag wäre fast lustig gewesen. Fast. Wären hier nicht die knallharten Interessen, die Bevölkerung mit Placebos zu füttern (und dafür noch zusätzlich zahlen zu lassen, denn die DE-Mail kostet pro eingesetzter Mail), und in falscher Sicherheit zu wiegen. Würden kleine, eigenständige Unternehmen so etwas versuchen zu verkaufen, würde in meinen Augen so etwas schon unter Betrug fallen. Sind wir wirklich schon soweit das Volk mit Brot und Spielen zu unterhalten, damit ein paar in Ruhe und ungestört ihr Steuergeldermonopoly spielen können. Der Kongress lässt mich jeden Tag ein wenig nachdenklicher zurück.

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Tag 3 29.12.2013 19:20

Workshop beim Deutschlandradio. Wie bringe ich IT ins Radio? Der Slot war aufschlussreich, was Pressearbeit angeht. Vergleiche mit dem realen Leben, einfache Sprache zwischen technisch komplizierten Themen verwenden. Bei Audioformaten: Sprechtraining, Sprechtraining, Sprechtraining. Ich muss ja sagen: als ich auch mal eine Frage stellen durfte, wollte ich das Mikrofon am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. So eine volle, runde Stimme, die die Technik da herausgeholt hat, habe ich ja im RealLife nicht. Seufz.

Die Sendung läuft auf Deutschlandradio um 16:30 am Samstag, und transportiert ein sehr technisches, eigentlich trockenes Thema. Wie viel Arbeit daran steckt, die Themen aktuell zu halten, trotzdem immer wieder am Ball zu bleiben und dabei interessant zu sein, ist auch für das professionelle Volk beim Radio nicht einfach. Dokumentation ist eben so wichtig, wie neue Aspekte bei den Themen wieder hereinzubringen. So will das Deutschlandradio den Routerzwang der geplant oder nicht, kommt oder nicht sehr genau in allen Bereichen im Auge behalten.

Hier bestehen in meinen Augen auch Parallelen zur Piratenwelt: Wichtige Themen werden nicht seperat nur in dem IT-Bereich betrachtet, sondern auch in der Politikredaktion und allen, die damit etwas zu tun haben können. So wird das Thema zu verschiedenen Sendungen unter vielfältigen Aspekten und Stammhörerschaften immer wieder unter die Leute gebracht. Wobei die Redatkionen sich aber untereinander abstimmen. Das ließe sich auf die Arbeitsgruppen übertragen.

 

 

 

Draußen bei den Rauchern ist es auch schön, kühl und windig. Anders, als in den Hallen. So läuft also mein erster Kongress recht angenehm.
Die Organisation vor Ort läuft freundlich, unauffällig und flüssig. Da könnte sich so manche kommerzielle Veranstaltung eine Scheibe von abschneiden.
http://events.ccc.de/congress/2013/Fahrplan/events/5281.html
Das war jetzt der erste Vortrag, den ich mir nach schnellem Auffinden der Kaffeetränke angesehen habe.
Live kommt sowas viel intensiver, als auf Youtube.
27.12. 15:47

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Mittlerweile komme ich kaum weiter, weil ich immer wieder auf bekannte Menschen treffe.

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Ok eine Pause. Ich habe also viel Zeit damit verbracht, Experimente mit der Rohrpostinstallation zu beobachten; in der endlos langen Schlange für Tshirts anzustehen, Menschen zu treffen und einfach zuzuhören.

Seidenstraße

Twitter so: "Es gibt eine Rohrpost auf dem 30C3"

"Warum???"

"Wie jetzt - warum?"

Update: Deutschlandfunk zur Seidenstraße

Die Gemeinsamkeit der meisten Anekdoten war: Menschen hören anscheinend in absolut jeder Situation standardmäßig auf zu denken, wenn ihr Hirn in einer bekannten Umgebung ankommt. Punkt. Keine weitere Denkleistung. Access denied. Hier wird der bekannte Prozess weiter gefahren. EGAL WAS PASSIERT. Es gibt keine Dummylösung. Nicht durch Software. Nicht durch tatsächliche Menschen, die aufpassen.

http://events.ccc.de/congress/2013/Fahrplan/events/5348.html

Der Kampf um Netzneutralität.
Das war einer der Vorträge, der mich eher nachdenklich zurückgelassen hat.
Ich empfehle auch hier, den Vortrag auf Youtube anzusehen. (Den Link füge ich noch ein). Was mich bei dieser Diskussion immer wieder erschreckt, ist die auf der einen Seite vorhandene Selbstverständlichkeit, mit der akzeptiert wird, dass Unternehmen die komplette Gesellschaft vor vollendete Tatsachen stellen darf.

Die Frage ist, was wir wollen. Und ob wenige (Unternehmen) über die Behandlung von Vielen (die mit Beiträgen und Steuern die Infrastruktur ebenfalls mit zahlen, die ihnen hinterher eingeschränkt zur Verfügung gestellt wird, damit diese hinterher noch mehr zahlen) entscheiden dürfen.

Das Argument: Wer mehr Leistung will, soll auch mehr zahlen, wurde hier recht gut mit dem Mautvergleich entkräftet: Bei einer Aufgabe der Netzneutralität würden nicht die, die mehr zahlen, schneller fahren dürfen. Sondern dann würde der, der mehr zahlt, darüber entscheiden dürfen, wer gar nicht mehr fährt.

Was neu für mich war: Dass die ursprüngliche Idee des Internets als End-to-End-Kommunikation, bei der jeder jeden Inhalt von jedem Gerät an jedes Gerät senden kann, aufgegeben wird. So argumentiert die Telekom ja dann auch, dass sie mit diesen Premiumdiensten eine Art TV anbieten würde (zu Lasten der kleinen Contentanbieter, wie z. B. Blogger).

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2. Tag 9:30 Guten Morgen! =_=

Mal ein paar Videos verlinkt, die mir so über den Weg liefen:
Rede von Greenwald

Keine Anhaltspunkte für flächendeckende Überwachung

Der ganze Rest

Und so Presse und so:
Heise: Automatismen erkennen Ironie als Gefahr

In der Lockpicking Area
Schlösser knacken als Hobby. Erster Effekt: ich werde nie wieder eine Tür nur zudrücken.

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10 Minuten später: Ich habe mein erstes, abgeschlossenes(!) Zylinderschloss geknackt. Anfänger - 10 Minuten! Merkt ihr was?

Der Link zu den Schlossöffnern

Nächster Vortrag: Die NSA im historischen Kontext BRD Das am meisten überwachte Land

Puh, dieser Vortrag war trocken. Trotzdem sollte man sich den, um sich überhaupt qualifiziert in der NSA-Debatte mitreden zu können, einmal anhören.

Ich habe mich eben mal ein bisschen zurückgezogen, weil ich inzwischen Reizüberflutung erlebe. Ich überlege grade aus welchem Vortrag der Break-Even-Point für Terrorismus war. Wir brauchen mindestens 337 Terroranschläge im Jahr, damit sich der Geldeinsatz für die Überwachungsmöglichkeiten überhaupt lohnt. Ich lache mich weg.

19:00 Tag 2:

Ich finde es immer noch unglaublich wie unreguliert gut das Miteinander läuft. "Mir fehlt ein Kabel für" - Wird sofort am Nachbartisch organisiert. Mein Netzwerkkabel hängt gerade an einem anderen Rechner, weil ich es selber nicht benötige. Getränkeflaschen werden nicht umständlich und nichtfunktionierend eingesammelt. An jeder Ecke stehen Getränkekästen, an denen ich meine leeren Flaschen los werden kann. Hin und wieder sirrt wieder eine neue Versuchssendung in der Rohrpost über die Hackerspaces. Ab und an explodiert etwas an den Rohrpostausgängen, was immer wieder zu neuer Belustigung führt.

Ich nehme mir gerade vor, unbedingt vor Morgen mehr zu schlafen, weil meine Hirnhälften abwechselnd in den Standby springen, und ich mich dann wirklich frage, was ich in den letzten Minuten gemacht habe. Dafür hatte ich dann vor c.a. 15 Stunden noch einen unglaublich schönen Spaziergang an den Hamburger Hafenanlagen entlang. Der Geruch von See, Maschinen und frischem Regen. Es war relativ warm und windstill (für Hamburger Verhältnisse), und ich musste nicht Massen an Touristen ausweichen. Auch das kann man hier abseits des 30C3 machen.

 

Weihnachten - ein Fest bei dem die Familie zusammenkommt und an dem politische Welten aufeinanderprallen. Und wieder einmal haben mich die Feiertage zum Nachdenken angeregt. Aber vielleicht auf unerwartete Art und Weise.

Ich muss sagen: Ich hatte Glück. Das Glück, dass ich die Chance hatte, aus meiner eigenen Filterbubble auszubrechen. Als Kind wird diese Menschenteilmenge von den Eltern ausgesucht. Es gibt die Familie, und den Freundeskreis der Eltern. Mit ein wenig Glück gibt es noch eine heterogene Nachbarschaft. Diese wird aber auch immer seltener, da die Städte sich immer mehr und mehr getthoisieren. Es gibt die Reihenhaussiedlungen, die schmuddeligen Vororte, die Reichenviertel. Und kaum einer kommt mal aus den paar Straßenzügen seiner Umgebung hinaus.

Und dann gab es da die Anderen. Zuerst lehrte mich das Fernsehen, dass es eine andere Welt da draußen gab. alte Menschen mit komischen Frisuren, seltsamen Brillen und verstaubten Anzügen diskutierten hinter der Mattscheibe über Themen, die ich oft nicht verstand, informierten hinter Schreibtischen in den Nachrichten und anderen Sendungen über andere Menschen, die sich stritten, die Bomben aufeinander warfen, die mit komischen Hüten von hohen Kanzeln predigten. Mir wurde der Papst gezeigt, der immer Recht hätte. Dann erzählte mir der Pfarrer, dass das nur auf Gott zuträfe. Und ich wunderte mich.

Ich wurde vor gefährlichen Menschen gewarnt. Es war die Zeit der RAF. An jeder Polizeiwache hing ein Poster mit schlecht fotografierten Gesichtern von Menschen, vor denen wir alle Angst haben müssten. Ich fragte mich damals, warum nicht einfach bessere Bilder gemacht wurden. Dann hätte man die Terroristen doch viel besser erkennen können.

Wir hatten damals kein Auto. Die Urlaube im Harz sowie an Nord- und Ostsee waren damals für mich Weltreisen. Es gab keinen Unterschied für mich, ob ich in einen Freizeitpark oder in einen Wald fuhr. Beides erschien mir wie eine künstlich, nur zu Unterhaltungszwecken geschaffene Welt. Diese Welt war nicht die Meine. Sie schien einfach nicht real zu sein.

Ich lernte die Grenzen meiner Welt. Die Grenzen waren sehr eng gezogen. Ab und an zogen ein paar flüchtige Eindrücke an mir vorbei, dass es Fluchtwege aus dieser Realität gab. Ich hörte von Schüleraustausch. Von AuPairs, vom Ausland, von anderen Städten. Und erntete Unverständnis, ,dass mich die Außenwelt anzog. Was will ich im Ausland? Ich habe doch meine Umgebung. Mit Menschen, die ich kenne, die mich nicht überraschen. Die keine Fremde Sprache sprechen. Eben nicht "Die".

Dann hatte ich es irgendwann geschafft. Als Teenager durfte ich endlich zu einer Gastfamilie nach England. Ich war das erste Mal allein außerhalb meiner gewohnten Umgebung, außerhalb der gewohnten Menschen. Dort merkte ich doch, dass es - so froh ich doch über die neuen Eindrücke war - erst einmal eines Zurechtfindens bedurfte. Diese Welt war so echt wie mein Zuhause, aber doch war vieles anders.

Einige Jahre später rauschte ich mitten in eine andere Filterbubble. Ich sah in einem Geschäft ein Einrad. Und kaufte es. Ich fand eine Gruppe, die sich zum Einradfahren, Jonglieren und einfach so in einem Park traf. Dort konnte man sich auf der Wiese niederlassen, Bier und Cola im angrenzenden Pub kaufen, und einfach die Sommerabende draußen verbringen. Es war eine unbeschwerte Zeit, in der ich gerade meine Banklehre anfing, wie meine alte Filterbubble es von mir erwartete. Dort wurde ich auch gewarnt: vor "denen". "Die" das waren komische Menschen, die es zu nichts brachten. Die Kunst und das freie Leben bevorzugten. Die teilweise keine ordentlichen Jobs hatten. Die auch auf Universitäten gingen, anstatt sich nach der Schule dem Ernst des Lebens stellten, und so für ihr eigenes Einkommen sorgten. "Die" waren Menschen, mit denen ich mich nicht abgeben sollte, die komische Ideen in meinen Kopf setzen könnten, mich von meinem geradlinigen Weg abbringen würden. "Die" würden in einer anderen Welt leben, in die ich nicht hineingehörte. "Die" würden komische Zigaretten rauchen, und unordentliche Musik hören.

Nun machte ich weiter meine Lehre, versuchte, nicht zu offensiv zu träumen, und traf mich fast jeden Abend mit "denen" im Park.

Eine ganze Zeit lief es gut. Der Park war weit weg. Bis ich irgendwann mal noch schnell zum Supermarkt musste. Mit dem Einrad ging es schneller. Am nächsten Morgen wurde ich direkt angesprochen. Ich wurde beim Einradfahren in der Öffentlichkeit gesehen. Die Missbilligung entging mir auch nicht.

Diese Missbilligung fiel mir noch so oft danach auf. Ich war es gewohnt, einen Teil meines Lebens in einer anderen Welt zuzubringen. Eine Welt, die ihre eigenen Gedanken entwickelte, die ihre eigenen Grenzen zog. Ich verlor mein Verständnis, dass Andere diese Welten als Bedrohung empfanden. Die Logik, dass je mehr Menschen die eigenen Regeln akzeptieren, desto einfacher es für mich wäre, diese Welt zu verstehen, und nie verlassen zu müssen, wirkte so bestechend einfach wie falsch.

Aber nun verstand ich erst einmal, wie unwirklich diese anderen Realitäten auf Menschen wirkten, die ihre eigene noch nie verlassen hatten. Ich verstand die Energie, die Menschen darauf aufwandten, ihre Welt zu schützen, einzuzäunen, zu verteidigen. Das Bedürfnis, die Macht über Andere aufzubauen, dass Niemand jemals die Macht besäße, die um uns herum gezogenen Mauern einzureißen.

Es gibt hiervon ein Extrem. Es gibt Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, ihr eigenes Haus, ihre Wohnung zu verlassen, weil die Umgebung ihnen fremd und feindlich erscheint. Menschen, die die Grenzen ihrer eigenen Welt so eng gezogen haben, dass das Gefängnis, das sie sich selbst erschaffen haben offensichtlich wird.

Und das wünsche ich mir für das kommende Jahr und für die ganze Zeit danach: Ich will die Grenzen der Welt, in der ich zu Hause bin weiter vergrößern. Ich will mir neue Orte schaffen, an denen ich mich wohl fühle, an denen ich mich auskenne; an denen ich auf interessante Menschen treffe, von denen ich lernen kann. Und ich wünsche mir Menschen, die dort mit mir mit offenen Augen hingehen. Ich will keine Angst vor "Denen" haben müssen, die doch eigentlich "Wir" sind.

 

Das kann ich nicht unkommentiert lassen. Vor einiger Zeit stolperte ich über folgendes Whiskytasting - *klick*

Eine Zeitlang verbrachte ich fast jeden Urlaub auf der Alexander von Humboldt I - ein über 100 Jahre alter 3Master, Rahsegler. 60 Mann Besatzung und üblicherweise gingen die Törns über 1 - 2 Wochen, Tag und Nacht im 3-Wachen-System gesegelt.

Mit diesem Hintergrund will ich das Tasting mal bedenken.

1. Tasting: "Würzig" Ja ok. Dann kommt "maritimer Atem". Hmm. Nun ja, zur jeweils 4 Stunden dauernden Wache mit 8 Stunden Pause wurde man in seiner Koje geweckt und jemand flüsterte einem Uhrzeit, Wetter und Zeit bis zum Wachwechsel zu. Da war schon mal Mundgeruch dabei. "Teeröl" Ja, Labsal, damit wurde (eine Mischung aus oft Leinöl, Lebertran, Holzteer und anderen Zutaten) das Tauwerk behandelt, damit es Salzwasser- und Wetterfest wurde. Jeder Bootsmann hatte seine eigene Mischung, und ihr könnt euch vorstellen, wie nach einer Woche an Bord Hände, Haare, Kleidung und überhaut ALLES riecht.
"Trocknendes Seegras" ist ein auf dem Meer auch nicht unüblicher Geruch, und "Kokusnuss... Saurer Apfel. Vanille bricht nach einer Weile durch. Gaumen: rauchig. Süße Fruchtnoten" spricht wieder von dem Mundgeruch beim Wecken, schlecht geputzten Zähnen und der letzten Mahlzeit mit einer Zigarette danach.

Kommen wir also zu Tasting 2: Warscheinlich nach ein paar Tagen an Bord wird man also wieder von diesem Typen geweckt: "phenolisch, teeriges Seil. Muscheln, Salami" Ok mit Labsaal (siehe oben) getränktes Bändsel bezeichnet man als Hüsing. Wird überall zum Einwickeln, Festbändseln etc. verwendet. Riecht intensivst halt nach den oben genannten Indigrenzien (Teer, Lebertran, sonstwas). Diesmal gab es also Muscheln zu Mittag, nach der Wache wohl noch ein Knoblauch-Salamibrot. Lecker. "Mit Kräutern, Seegras, zereale Noten." Leute ich sag doch, der Matrose hat doch noch vorher über der Reeling gehangen, weil ihm nicht mehr gut war. Jetzt kommt es: "Kohleneimer" Er hat es also nicht mal mehr zur Reeling geschafft. Aber die Hände waschen, hätte er vorher doch können, ne? "Gaumen: explodierende Rauchigkeit ausbalanciert von einem seidigen weichen mittleren Gaumen" Ja, dass er sich das alles hat noch mal durch den Kopf gehen lassen, wissen wir ja nun bereits.

"Küstenaromen, Fischöl, etwas Ingwer, Lavendel. Rußig. Große Balance. Finish: Rauch und Ingwer."

Okey, Fischöl, ja das war der Lebertran von der Arbeit im Rigg. Ingwer wird auf See gerne als Hausmittel gegen Seekrankheit eingesetzt. Geholfen hat es wohl nicht. Lavendel - vielleicht ein wenig Aftershave benutzt? Und dann schon wieder eine auf das ganze Elend geraucht. Leute, DARAUF bräuchte ich dann auch einen Whisky!

 

 

Die repräsentative Demokratie frisst ihre Kinder - ein Artikel auf Heise.de.

Wie so Viele um mich herum frage ich mich, ob die gefühlte Abwärtsspirale überhaupt noch aufzuhalten ist. Ich höre Worte wie Postdemokratie, und mache mir Sorgen über den resignierten Tonfall, den ich dort zu hören bekomme.

Ich höre, wie besorgt 'Bürger' über geplante 'Asylantenheime' (hey es heißt Asylbewerberheime) sind, mit der Begründung, ein solches Heim würde den Stadtteil weiter abwerten. Allein diese Begründung gruselt mich. Hier wird also über den Wert von Menschen diskutiert, mit einer bereits fest definierten Wertung, die ich so gar nicht akzeptieren kann.

Menschen werden nicht mehr als Menschen akzeptiert, und diejenigen, die mit verspannter Körperhaltung eine Lösung von den Piraten erwarten, suchen einen Kanal, um ihre Aggression, ihre Wut herauszulassen.

Und ja, ich kenne die eigenen Existenzängste. Das beklemmende Gefühl, dass der eigene Job nicht mehr so sicher ist. Die Irritation und Machtlosigkeit, die die aktuelle Politik in mir hervor ruft. Aber ich nehme mich auch davor in Acht, vorschnell einen Schuldigen dafür zu suchen. Im Mittelalter waren es Hexen und Juden, heute ist es "der Ausländer".

Ich will das nicht. Ich möchte mich weiter mit Menschen treffen, mich austauschen, unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Sprache oder ihrem sozialen Hintergrund. Egal, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Und ich möchte, dass die Politik hier die Interessen Aller vertritt. Eben damit ich auf meiner Ebene nicht allein alle Lösungen und Kompromisse finden muss. Damit ich einfach Leben kann.

Deshalb ist es so wichtig, nicht nach unten zu treten, und diejenigen abzustrafen, die für die politischen Fehlwege am Wenigsten können, sondern jederzeit mit einem Schritt Abstand zu überlegen, was es eigentlich ist, was die Rahmenbedingungen definiert. Dann haben wir auch vielleicht wieder eine Chance, diese Welt mit zu gestalten.

 

Tja, das ist in diesem Land nicht so einfach. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob es den Begriff ''Stammtischgespräche'' auch in anderen Sprachen gibt. Aber das ist so typisch. In der Kneipe können sich die Menschen aufregen, abreagieren, ihre Meinung festigen, und dann am nächsten Morgen wieder brav zur Arbeit gehen und so weiter machen wie jeden Tag.

So läuft fast jede Empörungswelle auf Twitter, fast jeder Shitstorm auf einer Mailingliste der Piratenpartei, in jedem Forum. Und dann? Ja die Politik tut sowieso, was sie will. Deshalb sind auch bei der Bundestagswahl so viele Menschen einfach nicht hingengangen. Außer vielen Alten, die zur Wahl gingen, weil man das eben so tut. Weil man ja schon immer CDU oder SPD gewählt hat. Weil die ja wissen, was sie tun.

Eine Mischung aus Vertrauen, dass die da oben das schon machen, Obrigkeitenhörigkeit und Null-Interesse, was tatsächlich dort gemacht wird.

Dann gibt es für den normalen Menschen hier so gut wie keine Erfahrungswerte, was Öffentlichkeitswirksamkeit angeht. Wer hat denn bitte schon mal eine Rede gehalten. Wenige bloggen. Ein paar schreiben den ein oder anderen Post bei Facebook. Aber dann mehr Catcontent oder das ein oder andere witzige Foto geteilt.

Wer kann seine eigene öffentliche Reichweite einschätzen oder gar richtig einsetzen? Aus übungstechnischen Gründen fehlt einfach der weiterführende Gedanke: wie kommen meine Aktionen nach Außen an? Was bewirken sie dort?

Selbst bei den aktuellen Protesten in Hamburg um die Rote Flora und das Esso-Gebäude habe ich eines vermisst: Information und Öffentlichkeitsarbeit. Dort gingen die Menschen schon einen Schritt weiter: Auf die Straße. Und das in einer Form, die wir alle gern anders gesehen hätten. Ich möchte mich darüber nicht allzu lang auslassen, auch weil ich die Ereignisse nur aus 2. Hand verfolgt habe. Deshalb hier ein Link zu Heise

hier noch ein Blog, der sich berechtigter Weise zum erwartungsgemäßen Verlauf auskotzt

und eine Zusammenfassung (noch ein Blog)

Alles in Allem haben sich auch hier die Proteste und die - anfangs noch zielgerichtete - Empörung verselbständigt und sind zum Selbstzweck gelaufen. All das, wofür man die Piraten lange angeprangert hat, was aber immer und immer wieder zum Symptom unserer gesamten Gesellschaft wird. Selbstdarsteller, wie Polizei, Politik, gewalttätige Demonstranten (ja ich habe gewalttätige geschrieben, weil für mich das zählt was getan wurde, von Wenigen, nicht das was jeder potentiell hätte tun können), haben die Bühne übernommen, und herausgekommen ist: ein Bericht über inakzeptables Verhalten von Polizei und einigen Demonstranten. Prima. Nicht.

Nun bin ich seit einiger Zeit bei den Piraten, habe gelernt, mich bei politischen Themen über mehrere Quellen über die Hintergründe zu informieren und gezielt zu suchen. Das habe ich nicht immer getan. Ich finde auch nicht immer die richtigen Quellen. Die mit den verständlichen Informationen.

Ich hätte gerne mal von den Beteiligten außer den üblichen Aufregern "die Polizei ist doof" "die Linksradikalen!!1!11" "Die Presse ist doof" mir als Ruhrpottmensch ein paar mehr Informationen gewünscht. Ich habe mich mit Hamburger Geschichte, auch der mit der jüngsten Zeit nur oberflächlich auseinandergesetzt. Meine Informationsquellen waren definitiv einseitig, sehr dürftig, und ich hatte gern mehr Hintergründe gehört. Mehr Berichte, von den Betroffenen selbst. Warum seid ihr so wütend? Warum sind die Argumente der Gegner invalide? Warum finde ich zwischen den ganzen Tweets, den ganzen Blogs so wenig Information dazu?

So geht es in eine Reihe mit so vielen politischen Themen, bei denen es wichtig wäre, auch den Rest der Öffentlichkeit auf die richtige Seite zu ziehen; Druck auf die Politik auszuüben. Selbst die eigene Filterbubble weiter zu informieren. Aber hier failt der Prozess. Hier ist die eigene Betroffenheit wieder im Vordergrund. Und ändern tut sich nichts. Schade.

Nachtrag - eine Analyse von NTV zu Hamburg