Gerade stolperte ich über eine Schlagzeile. "Starköchin rechnet mit Veganern ab - Sojamilch genauso wenig natürlich wie Coca Cola".

Mal abgesehen davon, dass nach Werbepopup die Paywall, die zu dem Artikel führen sollte, so gut versteckt war, dass ich nicht mal den Provider dieser Nachricht benennen kann, ist das ein Pardebeispiel, wie Diskussion nicht laufen soll.

Der erste Eindruck sagt mir, dass hier ein unglaublicher Skandal aufgedeckt wurde. Der erste Gedanke dazu produzierte eine müde Langeweile, und ich war genervt. Genervt darüber, dass hier lediglich perfekt die Grüppchendynamik bedient wurde. Ieh ein Veganer. Rücken wir besser ein wenig davon ab und essen demostrativ ein Stück Steak. Am liebsten blutig oder "rare" wie der Brite sagt. Nicht, weil uns das Stück Fleisch jetzt so gut schmecken würde, sondern mehr als eine Art Beschwörung. Damit uns Veganer nicht so nahe kommen. Um nicht mit den bad vibrations dieser Leute kontaminiert zu werden. Wer weiß schon was passiert, wenn sie uns mit ihrem Gedankengut infiltrieren.

Als ob wir nicht mehr selber denken könnten. Als wenn wir plötzlich die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen treffen zu können, verlieren würden.

Ich glaube kein Veganer, der sich halbwegs mit Ernährung beschäftigt hat, fällt über diese Schlagzeile vom Hocker. Die Essenz dieser Ernährungsform ist schließlich, auf Produkte tierischer Herkunft zu verzichten. Es gibt andere Diäten (eine Diät ist nicht unbedingt Reduktion von Kalorien), die auf natürliche Nahrungsmittel wert legen. Bei denen wäre diese Starköchin richtig.

Da mein Grund, auf vegane Rezepte zurückzugreifen eher der ist, dass ich Milchprodukte nicht mehr so gut vertrage - nee, nicht Laktose - Allergie - danke ich daher an dieser Stelle mal kurz allen geduldigen Veganern in meinem Umfeld, die mich sehr fähig mit Beratung zu Alternativprodukten und Rezepten unterstützen.

Zurück zum Thema: Derartige Beiträge dienen nur dazu, einen Wohlfühlaspekt in der eigenen Gruppe zu schaffen, der einzig und allein in der Abwertung einer anderen Gruppe besteht.

Welches Ziel mit einer bestimmten Ernährung erreicht werden soll, wird dabei komplett außer Acht gelassen. Es gibt Veganer, die einfach Töten von Tieren ablehnen, es gibt andere, die die komplette Ausbeutung von Tieren für den Menschen ablehnen (Honig, Schafswolle), wobei ersterer dazu beiträgt, die Ernährung durch viele Pflanzen erst zu ermöglichen.

Ich schweife ab. Der Punkt ist doch: was will ich aussagen? Ja, es gibt viele stark verarbeitete Lebensmittel, die vor einer undefinierten Menge an Inhalts- und Zusatzstoffen nicht mehr als gesund bezeichnet werden können. Diese Lebensmittel gibt es aber sowohl auf veganer, als auf nichtveganer Seite.

Dass Fleischersatzsstoffe, die derzeit von großen Lebensmittel- und Chemiekonzernen entwickelt und vertrieben werden, nicht wirklch gesünder sind, als eine zu fleischlastige Ernährung, ist unbestreitbar. Aber halt nicht der Grund für die meisten, sich vegan zu ernähren.

Was bleibt ist das Bashing. Das Aufblasen jedes noch so kleinen, vermeintlichen Skandals. Hier ist dieses Thema nur ein Stellvertreter für viele Themen. Diese Art ist ein Armutszeugnis, und der Tod jeder vernünftigen Diskussion und der Bereitschaft, sich wirklich mit Themen zu beschäftigen und so dazuzulernen.

 

 

"Wir sind das Volk" rufen sie. Und meinen damit das kleine Grüppchen, das sie umgibt. Und ein bisschen sich selber. Aber letzteres am Wenigsten, weil sie eigentlich keine richtige Idee davon haben, was "das Volk" eigentlich ist.

Dieses wir existiert überall. Es beschreibt die Lebenspartnerschaft, das Büro, die Firma, die Verwandschaft, die Schulklasse, die Dorfgemeinschaft ...

Und dann gibt es noch "die Anderen". Eben nicht wir. Die Anderen haben immer irgendeine Eigenschaft, die sie anders machen. Sie sind Ausländer, sie haben eine dunklere Hautfarbe, sie sind nicht von hier, sie haben vielleicht eine körperliche, geistige oder psychsisch Einschränkung oder Besonderheit.

Und diese Andersartigkeit macht Angst. Wir haben keine Erfahrung mit denen. Was wäre, wenn es noch weitere Besonderheiten gibt? Oder wir einfach, sei es mangels Erfahrung oder aus persönlichen Unvermögen heraus, nicht mit diesen Menschen umgehen können?

Was, wenn wir uns bis auf die Knochen blamieren, wenn zum Beispiel plötzlich ein Blinder in der Abteilung anfängt und wir zu einfältige Fragen stellen, oder zu offensichtlich nicht auf seine Bedürfnisse eingehen, und uns so unbeabsichtigt als unsensibles Arschloch outen? Ja wer will denn schon als Arschloch dastehen?

Was ist, wenn wir uns so in unseren Gewohnheiten eingependelt haben, dass uns selbst eine Person, die eine andere Sprache spricht, Angst macht? Wer will denn schon als Angsthase dastehen?

Umfragen zeigen, dass zum Beispiel die Regionen mit dem geringsten Anteil an Migranten die höchste Angst vor Fremden haben.

Aber jedes Mal, wenn einer von den "Anderen" in mein "Wir" hineinkam, dauerte es nicht lange, bis dieser Mensch plötzlich auch zu "Wir" wurde.

Manchmal hakte es ein wenig. Manchmal musste mich jemand erst mal auf seine besonderen Bedürfnisse hinweisen, damit ich meine Gedanken aus den eingefahrenen Kreisen befreien konnte.

Aber jedes Mal, wenn dies geschah, war das ein Gewinn. Nicht nur ich - die ganze Gruppe verlor ihre Unsicherheit, und erwarb so neue Erfahrungen und mehr Gelassenheit.

Deswegen kann ich nur empfehlen: lasst neue Menschen in euer "wir" hinein. Es ist nicht so schlimm wie ihr denkt. Und ihr müsst viel seltener die Angst haben, als Arschloch dazustehen. Es sei denn ihr wollt eines sein, werden oder bleiben. Aber dann ist es eure bewusste Entscheidung. Und dann ist der Punkt erreicht, wo ich klar sage: ihr habt in meinem "wir" nichts zu suchen.

sundown

Ich muss ja zugeben: neben Fantasy und Krimis lese ich unheimlich gern alte Sagen und Märchen. Teils, weil diese auch viel über das Denken in alten Zeiten aussagen.

Was mir allerdings auffällt: noch vor nicht allzu langer Zeit hatten Geschichten, die erzählt wurden, auch eine Moral. Kinder konnten daraus ableiten, was gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist. Wo Gefahren lauerten.

Von Comicfiguren der heutigen Zeit bis hin zu den dunklen Helden der Kino-Blockbuster-Dystopien gibt es nur Eines zu sagen: Sie verhalten sich skurril bis assozial.

Ich frage mich, was das in Menschen auslöst. Immer nur die negativste Version einer Gesellschaft zu sehen. Immer nur Menschen oder deren imaginäre Platzhalter zu beobachten, die anderen schaden, weh tun.

Da bin ich manchmal über jede Soap Opera im TV froh, weil diese zwar leider immer wieder archaische Rollenbilder zeigen, aber immerhin negatives Sozialverhalten auch negativ bewerten.

It's no Game No. 1

It's no Game No. 2

 

 

 

Jetzt quasseln wieder die Politiker in den Medien frisch Gehörtes nach.
"Man solle doch die Reichsbürger nicht als Spinner betrachten..."
Da sträuben sich bei mir schon wieder die Fußnägel.

Der ursprüngliche Satz war wohl "Man solle doch die Reichsbürger nicht als *harmlose* Spinner betrachten."

Dann stimmt es. Weil es nun mal Spinner sind. Und dass diese Verirrten hochgefährlich sind, sollte spätestens der Letzte bei den Berichten über Schüsse auf Polizeibeamte verstanden haben.

"Im Real Life" ist mittlerweile ein feststehender Ausdruck für das Leben außerhalb des Internets. In den Nachrichten fallen Formulierungen wie "der Attentäter hat sich im Internet radikalisiert". Begriffe wie Darknet werden in der Aufarbeitung durch den Journalismus nicht ansatzweise verstanden. Müssen wir uns also wichtigeren Themen zuwenden, als der digitalen Welt? 

Solche Aussagen zeigen, wie weit sich das Verständnis unserer Realität von den wirklichen Strukturen auseinanderbewegt hat. 

Der rechtsfreie Raum Internet ist überraschend stark reguliert und nachvollziehbar. In der Kneipe nebenan sind immer noch keine Namensschilder Pflicht. 

Während sich die Heizung vom Smartphone aus einstellen lässt, autonom fahrende Autos mit Vernetzung untereinander in der Entwicklung weit fortgeschritten sind, und der Drucker automatisch rechtzeitig die neue Tintenpatrone bestellt, müssen sich immer weniger Menschen mit der Technik beschäftigen, die sie nutzen.

Es gibt mahnende Stimmen, die darauf hinweisen, dass diese Technologien auch viel über uns verraten, was nicht zum Vorteil der Nutzer führen könnte. Facebook und Google filtern die Ergebnissen mittlerweile so weit vor, dass bestimmte Punkte aus unserem Blickfeld verschwinden. Das Internet bestätigt unsere eigene Meinung und befeuert aber auch so Gruppen, sich in extremere Positionen zu verrennen. 

Es ist unglaublich einfach geworden, sich im Internet zu informieren. Während Wikipedia eher als seriöse Quelle zu sehen ist, ist es gleichermaßen einfach, Verschwörungstheorien und vollkommen unwissenschaftliche Lehren zu veröffentlichen, und damit auch gefunden zu werden, wie relevante Informationen zu aktuellen Ereignissen und Wissen dieser Zivilisation zu finden.

Die Vorteile sind somit ebenso vorhanden, wie die Nachteile. 

Wie geht es also weiter?

Die sozialen Themen drängen. Aktuelle Themen wie der Umgang mit Flüchtlingen, steigender Anzahl pflegebedürftiger, alter Menschen, Automatisierung der Arbeitswelt drängen den Handlungsbedarf sozusagen auf.

Die Datenflut nimmt zu. Konnte man vor etwas mehr als 20 Jahren gerade mal meine Adresse und Telefonnummer herausfinden, sieht heute eine Vielzahl an Menschen mit wem ich kommuniziere, wo ich mich wann aufhalte. Ob die Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe, Geld haben (das verbessert meine Möglichkeiten für einen Kredit), ob ich die den Flug häufiger anklicke, weil ich mir das überlege (dann bin ich interessiert, und die billigen Angebote verschwinden).  Andererseits kann ich mal eben den Fahrplan mit dem Smartphone googeln, die Verspätung meines Zuges auf dem Weg zum Bahnhof sehen, Menschen auf Twitter um Informationen oder Hilfe bitten. Das ist ein enormer Vorteil. 

Hat die Vernetzung also nichts mit meinem Leben zu tun? Doch, auf jeden Fall. Mein Einkaufsverhalten wird bewertet. Krankenkassen entwickeln Geschäftsmodelle, Gesundheitsförderung mit Fitnessarmbändern voranzutreiben - und gleichzeitig überlegen die Kassen Risikogruppen (Herzkreislaufkranke) so besser einstufen zu können.

Verkehrsmittel können sich untereinander vernetzten, die Auslastung ermitteln, Fahrpläne aufeinander abstimmen. Es gibt die Möglichkeit, Taxen, Leihfahrräder, CarSharing-Fahrzeuge auf den Bahn- oder Busverkehr abzustimmen. Es gibt auch Überlegungen, von jeder Person Bewegungsdaten zu ermitteln, und zu verkaufen. Eine Katastrophe für den Journalisten, der über seltsame Organisatzonen recherchert. Eine Datenflut für Ermittlungsbehörden, die zu oft den Blick auf das Wesentliche nur verschleiert, statt diesen zu ermöglichen. 

Das Internet ist also kein Neuland mehr, kein seltsamer Ort, in dem sich realitätsferne Gestalten zurückziehen und damit eine fast esotherisch anmutende virtuelle Existenz leben. Es ist auch kein Mitteilungswerkzeug für Konzerne, sondern schlichtweg ein Kommunikations-  und Arbeitsmittel.

Es gilt also ohne technikfeindlich zu werden, Strutkuren weiter auszubauen, anstelle den Zugang für bestimmte Gruppen einzuschränken. Siehe Stichwort Netzneutralität. Es gilt, den Zusammenhang zu unserem alltäglichen Leben zu erkennen, und diesen zu nutzen. Noch gibt es die Möglichkeit, dass die Menschen, die die Zusammehänge verstehen, auch die Regeln definieren können, die uns betreffen, und dies nicht den Menschen zu überlassen, die Angst vor allem haben, oder meinen, sich durch Lobbyismus 

Es gilt, das Auge offenzuhalten, die Alternativen zu finden. Die kleinen Anbieter zu fördern. Neue Ideen zu unterstützen. OpenSource zu fördern, damit nachvollziehbar bleibt, was wir da eigentlicch nuten. Damit wir weiterhin verstehen, welche Möglichkeiten wir haben, und diese auch Allen zu erhalten. Dies ist keinesfalls wirtschaftsfeindlich. Je mehr Unternehmen gezwungen sind, gute Geschäftsmodelle zu entwickeln oder gar Möglichkeiten nach Nutzern und Wettbewerbern auszurichten, desto besser und nachhaltiger sind die Produkte, die daraus entstehen. 

Wann verstehen Menschen genug von einem Thema, um darüber entscheiden zu können?

Menschen, die sich in einem Thema ein wenig besser auskennen, als der Rest, schlagen doch regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen,  wenn Politiker in ihrem Themengebiet Entscheidungen treffen. Meistens haben sie damit vollkommen Recht. Meistens richten diese Entscheidungen mehr Schaden an, als dass sie Nutzen bringen.

Dabei kann man den meisten Menschen in Parlamenten kaum einen Vorwurf machen. Politik ist kein wirklicher Ausbildungsberuf. Man kann ein wenig über Abläufe und Strukturen in der Politik lernen. Aber wenn es um Fachfragen geht, braucht es Menschen, die in diesem Gebiet zu Hause sind. Und auch diese verfolgen eine eigene Agenda. Frage ich die Fachleute eines Wirtschaftskonzernes, der just dieses Thema als Geschäftsmodell bespielt, bekomme ich eine andere Antwort, als die der Nutzer der Produtke.

Der Gegensatz dieser Meinungen ist erstmal nicht schlecht, und es ist die Aufgabe der Politik, diese unterschiedlichen Interessen zu vertreten.

1. Die Wahl der Stimmen, auf Die Du hörst:

Überlege, ob die Menschen aus Altruismus, Aufmerksamkeit oder Zusammengehörigkeitsgefühl (zu wem) handeln, oder ob sie eigene Interessen, geboren aus eigenen Erfahrungen haben.

2. Auf wen hat dieses Thema Auswirkungen

Oft spiegelt der wirtschaftliche Druck von Unternehmen nur den kurzfristigen Nutzen wider. Abschaffung der Netzneutralität zu Gunsten ein paar weniger Unternehmen schädigt zum Beispiel auf Dauer nicht mur kleine Mittelständler und die Kunden. Es schädigt langfristig auch die großen Anbieter die so komplett vom Konkurrenzdruck befreit, ihre wirtschaftliche Überlegenheit nicht mehr nutzen, diese in Innovationen oder den Aufbau großer Strukturen einzubringen. Dies zu erkennen. Ist auch die Aufgabe der Politik. So soll sie sicherstellen, dass die Strukturen eines Entscheidungsgebietes auch langfristig die dort ansässigen Menschen und Unternehmen tragen, anstatt sie herunterzuziehen. Ich denke, dass es immer einen Kompromiss gibt, mit dem alle leben können. Und nein, Glücklich sein, das können immer nur ein paar wenige. Für kurze Zeit. Zufrieden reicht.

3. Lernen schadet nicht

Auch, wenn ich nicht der Experte für ein Thema bin, und der Meinung bin, ausreichend Berater zu haben, schadet es nicht, selbst ein paar Hintergründe zu verstehen. Sonst sind die Entscheidungsträger hinterher die Getriebenen, und dienen letztendlich nur noch als Projektionsfläche für Unmut und Politikverdrossenheit.

4. Denk-Sport

Denken ist anstrengend. Sich informieren auch. Entscheidungen zu treffen auch. Schmerzhaft wird es, wenn durch zusätzliches Wissen oder weitere Erfahrungen bereits getroffene Entscheidungen in gar keinem so guten Licht mehr da stehen. Das Gegenteil wäre dann eine Gesellschaft, in der die Mehrheit unter dummen Entscheidungen von ein paar Menschen leiden müssten, weil diese nicht durchdacht waren.

Also hüllt euch nicht in die kuschlige Decke von Ignoranz und Macht, sondern hört auf Ideen, Lösungen und seid mutig genug, auch mal Fehler zu machen.