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Eine kleine Weile später:

Ich habe Einblicke gewonnen. In Politik. In Mittel, Meinungen und Vorgaben durchzusetzen. In Menschliche Psychen. Ich habe Abgründe und Lichtblicke gesehen.

Menschen sind, wenn sie nicht unter Druck stehen, wenn sie sich nicht in die Ecke gedrängt fühlen echt nett. Wenn es da keinen tieferen Kontakt gibt, kann ich wirklich gut mit einigen Menschen in die Kneipe gehen, bei ein paar Glas Bier oder Wein über die allgemeine Lage (Wetter, Gesundheit, Fußball, Politik) reden. Ich kenne die Gepflogenheiten. Je nach Gruppe vermeide ich da auch Themen, weil es durchaus sinnvoll ist, die Vorlieben des Gegenübers nicht in Frage zu stellen, weil sie genau so berechtigt bin, wie meine. Beispiel Fußball. Ich bin Schalker. Denkt selbst. Ich habe Spaß daran, mit diesen Menschen auf diese Art und Weise Zeit zu verbringen. Bei diesen Gesprächen geht es darum, eine gemeinsame Wellenlänge zu finden. Nicht um die Welt auf den Kopf zu stellen. Nicht darum, sich ernsthaft anzustrengen.

Dann gibt es Ängste, Dinge über die Menschen ihr Dasein definieren. Die Hackordnung in der Gesellschaft. Anerkennung. Worte können nicht verletzen? Oh doch. Worte haben Mord und Totschlag, sogar ganze Kriege ausgelöst. Worte haben Menschen aufgeben lassen. Worte haben Menschen angespornt, unglaubliche Dinge zu tun. Da dies aber alles sehr abstrakt ist, löst alles, was das niedliche, kleine Weltbild auflöst, ureigene Ängste aus. Die erste Reaktion hierauf ist: Verteidigung und Angriff. Plötzlich, wenn es um - ruhig betrachtet - Kleinigkeiten geht, gehen Menschen zum Äußersten über. Ein Angriff, scheinbar aus dem Nichts heraus. Maximale Machtdemonstration, um keinen fußbreit Terrain aufgeben zu müssen? Ist das noch normal?

Leider ja. Der Yorkshire-Terrier einer Freundin hat, wenn ein größerer Hund an seinem Futternapf, Spielzeug etc. auch nur schnupperte einen maximalen Aufstand gemacht. Ich habe nicht gewusst, dass so ein kleines Wesen so toben und die Zähne fletschen kann.

Niemals wäre dem noch etwas gefolgt. Da steckte ja auch nichts dahinter. Aber so manche Riese zog beeindruckt ab. Nach dem Motto "Wenn der Kleine sich schon über harmloses Schnuppern so aufregt, wer weiß was er macht, wenn ich ihm ernsthaft etwas streitig mache?"

Die Strategie funktioniert. Leider.

Nun haben Menschen sich weiterentwickelt. Sie haben mit Sprache, Körpersprache und ihrer Hirnmasse, die die Informationen verarbeiten kann eine Vielfalt an sozialer Interaktion entwickelt, und können selbst darüber befinden, welche Konsequenzen Dinge für ihr Wohlergehen, über ihren gesellschaftlichen Status und die Gesellschaft im Allgemeinen haben.

Können.

Müssen aber nicht.

Ich könnte auch meine Muskulatur durch ständige Übung weiter stärken und so viel mehr Leistung vollbringen, als die zu der ich im Moment lediglich das Potential hätte. Ich könnte meine Reflexe trainieren und so zu sportlicher Höchstleistung kommen.

Das ist aber anstrengend.

Genau so, wie wirklich nachzudenken, wo ich zu Gunsten der Gemeinschaft meine Postitionen und Freiräume überdenken könnte. Es ist so viel einfacher, einfach seine bisher belegten Flächen zu verteidigen und bei den geringsten Anzeichen einer Störung den Yorkshire-Terrier zu ziehen.

Das macht es denen schwerer, die über Ziele, Wünsche, Gesellschaftliche Veränderungen nachdenken.

In einem größeren Kontext schaffe ich mir eine Gruppe, die beliebige Vorstellungen teilt. Durch abstrakte Ideen hält diese Gruppe zusammen, und verfällt auch in instinktives Zuschnappen und Verbellen, wenn auch nur ein Mitglied dieser Gruppe in Frage gestellt wird.

Irgendwann geht es nicht mehr um Ziele. Da geht es nur noch um Macht. Und nicht mal um Macht über wirklich relevante Dinge. Um eine imaginäre Gefahr, die mit realen Mitteln bekämpft wird. Bitterlich.

Ich zitiere hier eine Mathematiklehrerin an meiner Realschule:

"Ich weiß doch, dass du denken kannst. Warum tust Du es denn dann nicht?"

Wenn etwas aus Schulzeiten bei mir hängen blieb, dann dieser Satz.

 

 

 

 

TdpA2014.1 Düsseldorf

Warum steht hier noch so wenig? Nun weil wir heute noch nicht den 25.01. haben. Es sei denn Zeitreisen werden doch noch erfunden, auch wenn die Piraten die Forschung dafür nicht unterstützen wollen *) Insider.

Das ist auch ein guter Einstieg für Neulinge, sich durch die Themenwelt der Piraten zu winden, und dort auch mal live mit den Menschen zu reden. Also kommt vorbei, seht euch die Themen an.

Updates hier folgen dann am Samstag.

Die repräsentative Demokratie frisst ihre Kinder - ein Artikel auf Heise.de.

Wie so Viele um mich herum frage ich mich, ob die gefühlte Abwärtsspirale überhaupt noch aufzuhalten ist. Ich höre Worte wie Postdemokratie, und mache mir Sorgen über den resignierten Tonfall, den ich dort zu hören bekomme.

Ich höre, wie besorgt 'Bürger' über geplante 'Asylantenheime' (hey es heißt Asylbewerberheime) sind, mit der Begründung, ein solches Heim würde den Stadtteil weiter abwerten. Allein diese Begründung gruselt mich. Hier wird also über den Wert von Menschen diskutiert, mit einer bereits fest definierten Wertung, die ich so gar nicht akzeptieren kann.

Menschen werden nicht mehr als Menschen akzeptiert, und diejenigen, die mit verspannter Körperhaltung eine Lösung von den Piraten erwarten, suchen einen Kanal, um ihre Aggression, ihre Wut herauszulassen.

Und ja, ich kenne die eigenen Existenzängste. Das beklemmende Gefühl, dass der eigene Job nicht mehr so sicher ist. Die Irritation und Machtlosigkeit, die die aktuelle Politik in mir hervor ruft. Aber ich nehme mich auch davor in Acht, vorschnell einen Schuldigen dafür zu suchen. Im Mittelalter waren es Hexen und Juden, heute ist es "der Ausländer".

Ich will das nicht. Ich möchte mich weiter mit Menschen treffen, mich austauschen, unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Sprache oder ihrem sozialen Hintergrund. Egal, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Und ich möchte, dass die Politik hier die Interessen Aller vertritt. Eben damit ich auf meiner Ebene nicht allein alle Lösungen und Kompromisse finden muss. Damit ich einfach Leben kann.

Deshalb ist es so wichtig, nicht nach unten zu treten, und diejenigen abzustrafen, die für die politischen Fehlwege am Wenigsten können, sondern jederzeit mit einem Schritt Abstand zu überlegen, was es eigentlich ist, was die Rahmenbedingungen definiert. Dann haben wir auch vielleicht wieder eine Chance, diese Welt mit zu gestalten.

 

Tja, das ist in diesem Land nicht so einfach. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob es den Begriff ''Stammtischgespräche'' auch in anderen Sprachen gibt. Aber das ist so typisch. In der Kneipe können sich die Menschen aufregen, abreagieren, ihre Meinung festigen, und dann am nächsten Morgen wieder brav zur Arbeit gehen und so weiter machen wie jeden Tag.

So läuft fast jede Empörungswelle auf Twitter, fast jeder Shitstorm auf einer Mailingliste der Piratenpartei, in jedem Forum. Und dann? Ja die Politik tut sowieso, was sie will. Deshalb sind auch bei der Bundestagswahl so viele Menschen einfach nicht hingengangen. Außer vielen Alten, die zur Wahl gingen, weil man das eben so tut. Weil man ja schon immer CDU oder SPD gewählt hat. Weil die ja wissen, was sie tun.

Eine Mischung aus Vertrauen, dass die da oben das schon machen, Obrigkeitenhörigkeit und Null-Interesse, was tatsächlich dort gemacht wird.

Dann gibt es für den normalen Menschen hier so gut wie keine Erfahrungswerte, was Öffentlichkeitswirksamkeit angeht. Wer hat denn bitte schon mal eine Rede gehalten. Wenige bloggen. Ein paar schreiben den ein oder anderen Post bei Facebook. Aber dann mehr Catcontent oder das ein oder andere witzige Foto geteilt.

Wer kann seine eigene öffentliche Reichweite einschätzen oder gar richtig einsetzen? Aus übungstechnischen Gründen fehlt einfach der weiterführende Gedanke: wie kommen meine Aktionen nach Außen an? Was bewirken sie dort?

Selbst bei den aktuellen Protesten in Hamburg um die Rote Flora und das Esso-Gebäude habe ich eines vermisst: Information und Öffentlichkeitsarbeit. Dort gingen die Menschen schon einen Schritt weiter: Auf die Straße. Und das in einer Form, die wir alle gern anders gesehen hätten. Ich möchte mich darüber nicht allzu lang auslassen, auch weil ich die Ereignisse nur aus 2. Hand verfolgt habe. Deshalb hier ein Link zu Heise

hier noch ein Blog, der sich berechtigter Weise zum erwartungsgemäßen Verlauf auskotzt

und eine Zusammenfassung (noch ein Blog)

Alles in Allem haben sich auch hier die Proteste und die - anfangs noch zielgerichtete - Empörung verselbständigt und sind zum Selbstzweck gelaufen. All das, wofür man die Piraten lange angeprangert hat, was aber immer und immer wieder zum Symptom unserer gesamten Gesellschaft wird. Selbstdarsteller, wie Polizei, Politik, gewalttätige Demonstranten (ja ich habe gewalttätige geschrieben, weil für mich das zählt was getan wurde, von Wenigen, nicht das was jeder potentiell hätte tun können), haben die Bühne übernommen, und herausgekommen ist: ein Bericht über inakzeptables Verhalten von Polizei und einigen Demonstranten. Prima. Nicht.

Nun bin ich seit einiger Zeit bei den Piraten, habe gelernt, mich bei politischen Themen über mehrere Quellen über die Hintergründe zu informieren und gezielt zu suchen. Das habe ich nicht immer getan. Ich finde auch nicht immer die richtigen Quellen. Die mit den verständlichen Informationen.

Ich hätte gerne mal von den Beteiligten außer den üblichen Aufregern "die Polizei ist doof" "die Linksradikalen!!1!11" "Die Presse ist doof" mir als Ruhrpottmensch ein paar mehr Informationen gewünscht. Ich habe mich mit Hamburger Geschichte, auch der mit der jüngsten Zeit nur oberflächlich auseinandergesetzt. Meine Informationsquellen waren definitiv einseitig, sehr dürftig, und ich hatte gern mehr Hintergründe gehört. Mehr Berichte, von den Betroffenen selbst. Warum seid ihr so wütend? Warum sind die Argumente der Gegner invalide? Warum finde ich zwischen den ganzen Tweets, den ganzen Blogs so wenig Information dazu?

So geht es in eine Reihe mit so vielen politischen Themen, bei denen es wichtig wäre, auch den Rest der Öffentlichkeit auf die richtige Seite zu ziehen; Druck auf die Politik auszuüben. Selbst die eigene Filterbubble weiter zu informieren. Aber hier failt der Prozess. Hier ist die eigene Betroffenheit wieder im Vordergrund. Und ändern tut sich nichts. Schade.

Nachtrag - eine Analyse von NTV zu Hamburg